20.03.2009: Torrey - Escalante - Wünderlich

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Freitag, 20.3.2009: Torrey - Escalante
oder: Unterwegs vom goldenen Thron zum Garten des Teufels
Nach dem Auschecken fahren wir zurück in den Capitol Reef National Park. Auch in dieser Fahrtrichtung sieht dieser Park einfach toll aus: Links und rechts der Straße sehen wir wie wild durcheinandergewürfelt unterschiedlich ausgerichtete Gesteinsschichten in weiß-rot mit grünem Bewuchs oder in dunkelrot und braun. Im Fruita Historic District biegen wir nach rechts auf den Scenic Drive ab und halten zunächst kurz am kleinen aber feinen Visitor Center. Dirk als technisch interessierter Mensch ist besonders fasziniert vom vor dem Besucherzentrum stehenden Mülleimer für Getränkedosen mit einer bestechend simplen Apparatur zum Zusammenquetschen der Dosen oben drauf. Zum Glück haben wir eine leere Getränkedose dabei und können den Mechanismus ausgiebig ausprobieren.

Die nach Süden führende Straße verläuft zunächst durch die schönen Obstgärten voller schöner blühender Aprikosenbäume. Wir kommen auch an mehreren historischen Gebäuden vorbei. Nach einigen hundert Metern aber wird es wieder unwirtlicher, denn wir befinden uns wieder im geologischen Wonderland. Der Straßenverlauf ist sehr abwechslungsreich, es geht um enge Kurven und immer wieder bergauf und bergab. Quer zur Scenic Road führen zwei enge Schluchten in die Waterpocket Fold. Sowohl in den Grand Wash als auch in die Capitol Gorge führen Gravelroads. Wir fahren zunächst in den Grand Wash, da wir den Trail zum Cassidy Arch laufen wollen. Dieser Bogen liegt 300 Meter oberhalb des Grand Wash in den Felsen nördlich davon. Nach kurzer und leicht rumpeliger Fahrt erreichen wir den Trailhead und müssen eine Enttäuschung erleben: Der Trail ist wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Auf der Rückfahrt durch den Grand Wash können wir immerhin einen kurzen Blick auf den Cassidy Arch erhaschen.

Die Ersatzwanderung, für die wir uns entscheiden, führt uns in die Capitol Gorge: Der Hike zum Golden Throne Overlook ähnelt vom Verlauf her im Prinzip demjenigen zum Cassidy Arch, nur dass halt am Ende kein Bogen steht. Der Weg führt an der Nordseite der Gorge entlang steil nach oben und schlängelt sich dabei immer wieder in Seitentäler, die auf die Gorge treffen. Es bieten sich tolle Ausblicke auf die gefalteten und verschobenen Gesteinsschichten der umgebenden Berge. Nach zwei Meilen kommen wir zum nicht zu übersehenden Ende des Trails: Vor uns steht ein großes Holzschild mit der Beschriftung "End of Trail". Der Golden Throne, bisher immer mal wieder zu erahnen, zeigt sich hier in seiner ganzen Pracht: Ein zylinderförmiges Gebilde, ein wenig an einen Zahn erinnernd, aber an einen Zahn mit Kuppel drauf, bestehend aus teilweise gelblichen und teilweise rötlichgelben Gestein. Wir bewundern den Throne und gehen dann zur Kante des Plateaus, auf dem wir uns befinden. Hier gibt es auf dem Boden jede Menge kryptobiotische Krusten und wir bewegen uns dementsprechend vorsichtig, um möglicht nichts von diesem empfindlichen Material zu beschädigen. Der Blick von der Kante nach unten ist atemberaubend: Auf der einen Seite sehen wir mehr oder weniger senkrecht auf die durch die enge Capitol Gorge führende Straße hinab, auf einer anderen Seite weiten sich die Talwände der Gorge langsam und geben den Blick auf die im Westen liegenden Boulder Mountains frei.


Golden Throne


Blick vom Golden Throne Overlook auf den Ausgang der Capitol Gorge


Beim Abstieg vom Golden Throne Overlook

Da wir nach dieser schönen Wanderung relativ früh wieder zurück am Auto sind, entscheiden wir uns, etwas tiefer in die Gorge zu laufen: Hinter dem Parkplatz hört die Straße auf. Nur noch ein Trail führt durch die hier abermals enger werdende Schlucht. Die Felswände links und rechts sind teilweise dermaßen glatt und senkrecht, dass sie fast wie ein künstliches Bauwerk wirken. Wir kommen am Pioneer Register vorbei, wo sich schon vor fast einhundert Jahren die ersten Siedler mit ihren Namen verewigt haben. Einige der Inschriften sind so hoch an der Wand der Schlucht angebracht, dass eine bergsteigerische Meisterleistung notwendig gewesen sein muss, um sie dort anzubringen. Wir finden auch einige deutlich neuere Namenszüge. Das bringt uns zu der Frage, ab welchem Alter diese Schriftzüge von einer Verschandelung der Natur zu erhaltenswerten historischen Dokumenten werden.


Pioneer Register

Knapp eine Meile hinter dem Trailhead führt der Weg ein kurzes Stück auf der Nordseite der Gorge steil bergauf und endet dann schließlich bei den Tanks. Dem Namen nach mag man künstliche Wassertanks vermuten, aber es handelt sich um natürliche Reservoirs, die nach Regen große Menge Wasser für längere Zeit speichern und somit vielen Tieren das Überleben in dieser unwirtlichen Gegend sichern. Solche Tanks gibt es hier überall, nach ihnen hat auch die gesamte Waterpocket Fold ihren Namen erhalten. Die ersten der Tanks sind leer, aber wir klettern weiter und kommen tatsächlich zu einem schattigen Loch, welches Wasser enthält.


Natürliches Wasserreservoir im Capitol Reef National Park

Zum Abschluss unseres Besuchs im Capitol Reef National Park halten wir noch einmal im Fruita Historic District an. Wir spazieren durch den Obstgarten mit den blühenden Bäumen und schauen uns das winzige alte Schulhaus an. Dann verlassen wir den Park. Dieser Nationalpark hat uns sehr positiv überrascht. Wer hier nur auf der Straße durchfährt, wird ihn für sehr unspektakulär halten. Aber wenn man sich etwas abseits der Straße umschaut und auch etwas Zeit für Wanderungen einplant, bietet der Park ein wahres Füllhorn an Möglichkeiten. Wir haben ja selber nur einen kleinen Teil dieser Möglichkeiten ausgenutzt.


Aprikosenbäume im Fruita Historic District


Unterwegs auf der UT 24 im Capitol Reef National Park

Wir fahren durch Torrey und biegen nach Süden auf die UT 12 ab. Dies führt zunächst durch eine schöne grüne Graslandschaft und gewinnt dann steil an Höhe um die Boulder Mountains zu überqueren. Die Straße ist dicht von Nadelbäumen gesäumt. In den höheren Lagen sehen wir neben der Straße sehr viel Schnee, das hätten wir so im Südwesten nicht erwartet. Vor Boulder verliert die Straße wieder steil an Höhe. Bolder selber ist sehr unauffällig. Danach geht es über weiße Gesteinsklippen wieder steil bergauf und auf ein Hochplateau. Hier überqueren wir die Grenze zum Grand Staircase Escalante National Monument. Bald erreichen wir die Kante des Plateaus, von wo aus sich ein phantastischer Blick nach unten bietet. Die Straße führt über einen Felssporn, nun haben wir rechts und links von uns einen Abgrund - sehr abenteuerlich! Dann geht es steil und kurvig bergab, ein großes Schild verkündet die Steigung, es handelt sich um 14 % - das ist schon ziemlich steil. Nach ungefähr drei Vierteln des Gefälles biegen wir rechts ab und parken unser Auto am Trailhead der Lower Calf Creek Falls.

Die Wanderung zu den Lower Calf Creek Falls verläuft durch eine sehr breit geratene Schlucht, eher ein Tal mit steilen Wänden links und rechts. Durch das Tal fließt der Calf Creek, ein lebhafter kleiner Bach. Ab und zu kommen wir dem Gewässer nahe und sehen, dass sich darin jede Menge Forellen befinden. Die Gegend ist wunderschön grün mit Bäumen, Gras und Binsen bewachsen. Die Seitenwände des Tals sind weiß und rot, mit teilweise gigantischen Alkoven darin. Der Weg ist sehr einfach zu laufen, da er zum Großteil eben verläuft. Nach etwas weniger als drei Mailen erreichen wir einen kleinen Wald und an dessen Ende eine steile Gesteinswand. Hier überwindet das Wasser des Calf Creek ein fast 40 Meter hohes Gefälle. Der Wasserfall ist sehr schön und viel größer, als wir erwartet hätten. Wir sind völlig alleine und bewundern den Wasserfall ausgiebig aus allen möglichen Blickwinkeln.


Tal des Calf Creek


Lower Calf Creek Falls

Wir laufen zum Auto zurück und fahren weiter Richtung Süden. Kurz vor Escalante führt die Straße über einen faszinierend weißen Felsrücken und im weitern Verlauf stetig abfallend nach Escalante hinein. Hier checken wir im Circle D Motel ein, brechen aber nach nur kurzer Pause wieder auf. Wir fahren auf der UT 12 einige Meilen zurück in die Richtung aus der wir gekommen sind, bis zur Abzweigung der Hole in the Rock Road. Diese Straße führt nach Süden, direkt ins Grand Staircase Escalante National Monument. Nach nicht sehr ermutigenden Einschätzungen auf usa-reporter.com über den Zustand der Straße sind wir überrascht, als wir einen sehr angenehm zu fahrende Gravelroad vorfinden, die sich schön durch grüne Weiden mit vielen Kühen windet. Die Strecke zum Devils Garden ist in wenigen Minuten zurückgelegt, die kurze Stichstraße zum Parkplatz ist geringfügig spannender zu fahren.


Unterwegs auf der Hole in the Rock Road

Der Devils Garden ist eine tolle Ansammlung von Knubbeln aus weißen und roten Sandstein, die im Licht des Spätnachmittags schön glühen. Die tiefe Sonne wirft jede Menge Schatten, die dafür sorgen, dass man in den Felsen mit etwas Phantasie Drachen, Gnome und viele andere Figuren erkennen kann. Wir schauen uns ausgiebig um, und finden nach einiger Zeit auch den bekannten Metate Arch.


Metate Arch im Devils Garden


Abendstimmung im Devils Garden

Zurück in Escalante entscheiden wir uns für ein schnelles Abendessen. Dies nehmen wir im Subway ein, dabei handelt es sich um unseren ersten Besuch überhaupt in einem amerikanischen Subway. Trotz teilweise anderer Zutaten als in Deutschland klappt die Bestellung aber gut und das Resultat schmeckt auch prima, mal abgesehen vom sehr labbrigen Brot.

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