10.03.2009: Alamogordo - Carlsbad - Wünderlich

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Dienstag, 10.3.2009: Alamogordo - Carlsbad
oder: Auf Besuch bei der höchstgelegenen Brücke von Texas
Heute steht wieder Wandern auf dem Programm, und zwar im Guadalupe Mountains National Park in der westlichsten Ecke von Texas. Wir stehen früh auf und verlassen Alamogordo auf der US 54 in Richtung Süden. Während der Fahrt können wir wieder einen sehr schönen Sonnenaufgang bewundern, der den leicht wolkigen Himmel in durchdringendes Orange taucht. Die Straße führt schnurgerade durch die zum Großteil flache und nicht sehr abwechslungsreiche Landschaft. Wir kommen auf einer Strecke von 66 Meilen durch sage und schreibe eine Ortschaft, nämlich Orogrande - das aber augenscheinlich auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Einziger Höhepunkt der Fahrt in Richtung El Paso ist ein kleiner Roadrunner, der direkt vor uns die Straße überquert. Bald nachdem wir die Staatsgrenze von Texas überquert haben, erreichen wir die Ausläufer von El Paso. Wir wollen diese Stadt auf der TX 375 umfahren, die laut unserem Atlas außerhalb der Stadt verläuft. Die Kartendarstellung stimmt allerdings nicht so ganz, denn bald stecken wir mitten in der Stadt und im dichten Verkehrsgetümmel. Dennoch kommen wir gut voran.


Morgenstimmung auf der US 54 südlich von Alamogordo

An einer Kreuzung sehen wir einen gerade erst passierten Unfall: Ein relativ neuer SUV ist einem schönen alten 70er-Jahre-Straßenkreuzer ziemlich heftig in die Seite gekracht. Die Polizei ist schon da und auf dem begrünten Mittelstreifen hockt eine sichtlich tieftraurige Fahrerin. Ist es nur der Schock oder schon die Erkenntnis, eventuell unterversichert zu sein? Wir hoffen das beste für die Dame, sind heilfroh über das im Mietwagenvertrag inkludierte aufgestockte Haftpflichtpaket und fahren weiter. Im weiteren Verlauf durch El Paso fahren wir kilometerlang an der Fort Bliss Military Reservation vorbei, so dass wir Angst haben, in der Stadt keine Tankstelle mehr zu finden. Unser Auto hat nämlich Durst, wir brauchen auch noch Wegzehrung fürs Hiking - und die Straße östlich von El Paso sieht auf der Karte nicht so aus, als würden sich dort die Tankstellen stapeln. Letztendlich werden wir aber noch im Stadtgebiet fündig: Unser Auto darf sich ein paar Gallonen Regular reinschlürfen und wir decken und mit Sandwiches und ein paar Schokoriegeln ein.

Östlich von El Paso führt die US 180 durch eine interessante hügelige Landschaft, bedeckt mit hellgelbem Gras. Hier ist die Siedlungsdichte ähnlich dünn wie heute Morgen auf der US 54: Alle paar Kilometer stehen am Straßenrand ein paar Briefkästen oder eine Herde Kühe. Bald erscheinen die imposanten Guadalupe Mountains am Horizont. Die Bergkette ragt wie ein Riff abrupt aus der Ebene empor und stellt im Vergleich zu den doch relativ flachen Hügeln bisher einen relativ krassen Kontrast dar. Besonders beeindruckend ist der alleine stehende und besonders bei Klettern sehr beliebte El Capitan. Die Straße führt in einem großen Bogen nach Norden, gewinnt kurzzeitig steil an Höhe und verläuft dann sehr pittoresk durch den Nationalpark. Aber wie auch schon oft im Forum geschrieben: Das hier ist kein Park zum durchfahren, hier muss man wandern. Die Berge stehen nun auf der linken Seite und wir biegen kurz nach dem ersten Parkeingangsschild nach links ab, nach Pine Springs. Am Visitor Center fahren wir zunächst vorbei und stellen unseren RAV4 am Parkplatz des gleichnamigen Campgrounds ab.


Anfahrt zu den Guadalupe Mountains


Eingangsschild des Guadalupe Mountains National Park

Hier startet der Trail auf den Guadalupe Peak, den mit 2667 Metern höchsten Berg in Texas. Nun ist der Moment der Wahrheit gekommen: Katharina hat zwar eine ordentliche Langzeitkondition, dafür hapert es manchmal zu Beginn von längeren Wanderungen an der mentalen Stärke. Hier ist der Grund der Verunsicherung die offizielle Einordnung des Trails als "extremely strenuous". So schwer sieht es aber von unten gar nicht aus, zudem freuen wir uns seit Wochen auf diese Wanderung, so dass wir nach kurzem Zögern loslaufen. Der Weg führt zunächst flach auf den Fuß des Bergs zu und dann recht schnell in knackigen Serpentinen steil bergauf. Die Serpentinen machen uns keine Probleme, dafür aber der Wind, der in einer ziemlich steifen Brise an der Bergflanke entlangbläst. Wir hoffen, dass die Windstärke nach oben hin nachlässt und laufen weiter. Am oberen Ende der Serpentinen angelangt, führt der Weg zunächst um eine kleine Nase des Bergs und dann relativ eben weiter, teilweise durch lockeren Nadelwald. Hier oben ist es tatsächlich nahezu windstill. Es bieten sich schöne Ausblicke, die vorerst aber nicht allzu weit reichen: Wir sehen in den Pine Spring Canyon hinein und auf den gegenüber stehenden Hunter Peak. Zwischendrin gewinnt der Weg in zwei langgezogenen Switchbacks noch einige Höhenmeter, ehe er über ein schönes und weit ausgedehntes grasbewachsenes Hochplateau in Richtung Gipfel führt. Hier kommen wir auch an der Abzweigung zum Guadalupe Peak Campground vorbei.


Serpentinen zu Beginn des Trails auf den Guadalupe Peak


Trail auf den Guadalupe Peak

Kurz vor dem endgültigen Gipfelanstieg führt der Trail über eine kleine Holzbrücke - hierbei dürfte es sich wohl um die höchstgelegene Brücke in Texas handeln. Weiter geht es eben über einen kleinen Grat hinweg. Ab hier wird es ein klein wenig alpiner: Über Brocken aus hellem Kalkstein hinweg immer an der Bergflanke entlang bergauf. Irgendwie fühlen wir uns an die heimischen Kalkalpen erinnert. Nur dass das restliche Setting nicht so ganz den Kalkalpen entspricht. Das fängt schon beim Gipfelkreuz an, bei dem es sich nicht um ein Gipfelkreuz im eigentlichen Sinne, sondern um eine silberne Pyramide handelt, gesponsert von American Airlines. Der Ausblick ist phänomenal: Direkt vor uns steht der El Capitan, nach Südwesten dehnt sich die weit unter uns gelegene Wüste scheinbar endlos aus und im Norden sehen wir die Gebirgslandschaft des National Parks. Leider können wir den Gipfelblick nicht sehr lange genießen, denn unser Freund, der Wind, hat wieder aufgefrischt und fegt fast in Sturmstärke über uns und um uns hinweg. Noch schnell ein paar Erinnerungsfotos geschossen und auf geht es zum Abstieg. Auf dem Weg fällt Dirk auf, dass irgendwo der Deckel seines kleineren Kameraobjektivs verloren gegangen ist. Naja, kurzfristig den Deckel des Telezooms hernehmen, denn das größere Objektiv steckt eh' die meiste Zeit in seiner Schutzhülle. Ob es irgendwo auf unserer Route einen Ersatzdeckel zu kaufen gibt?


Die wohl höchstgelegene Brücke von Texas


Rückblick auf den Anstiegsweg


Gipfelpyramide auf dem Guadalupe Peak


Blick auf El Capitan und die sich ausdehnende Wüste

Der Abstieg geht vergleichsweise schnell vonstatten, so dass wir nach einem kurzen Besuch im Visitor Center noch einen Abstecher in Richtung McKittrick Canyon machen: Dieses in die Berge hineinführende schmale Tal ist aufgrund der dort herrschenden feuchten Bedingungen dicht mit Pflanzen bewachsen und bildet somit eine Art Oase in der umgebenden Wüste. Der Canyon ist ein beliebtes Wanderziel, vor allem im Herbst, wenn er durch die sich rot und gelb verfärbenden Blätter der Laubbäume fantastisch eingefärbt wird. Wir schauen uns nur am Trailhead etwas um, genießen den schönen Blick auf die Berge und verzehren unsere mitgebrachten Sandwiches.


Blick auf die Guadalupe Mountains vom Trailhead des McKittrick Canyons

Wir fahren weiter nach Norden, Richtung Carlsbad. Da es noch relativ früh ist, biegen wir in den Carlsbad Caverns National Park ab. Die Straße führt hier zunächst kurvig durch ein flaches aber enges Tal, angefüllt mit blühenden Blumen, Büschen und Yuccapalmen. Nach einer scharfen Kehre gewinnt die Straße an Höhe und führt auf einer Hochebene zum Visitor Center. Diese Ebene stellt quasi die Fortsetzung der Guadalupe Mountains nach Norden da. Wenn man genau schaut, kann man die Guadalupes auch vom Parkplatz des Visitor Centers aus sehen. Wir betreten das Visitor Center 15 Minuten vor Schließung und fangen uns vom diensthabenden Ranger zunächst einen nicht näher definierbaren Blick ein. Wir können nicht einschätzen, ob Schadenfreude oder Mitleid vorwiegt, als er uns fragt: "Seid ihr erst jetzt gekommen?!". Der Gesichtsausdruck klärt sich aber recht schnell, als wir erklären, uns nur für morgen informieren zu wollen. Wir dürfen uns sogar noch den Höhleneingang am Amphitheater anschauen. Hier gibt es zu dieser Jahreszeit natürlich keine Fledermäuse, aber uns fallen immerhin einige Schwalben auf, die ziemlich tollkühn im Sturzflug in den Höhleneingang hineinfliegen.


Amphitheater am Natural Entrance der Carlbad Caverns


Blühende Yucca-Palme

In Carlsbad selber checken wir zunächst in unser Motel ein, gehen lecker Essen und dann zum Einkaufen - versuchen es zumindest: Im Radio Shack gibt es keine Objektivdeckel, wir sollen es mal beim Wal Mart probieren. Im Wal Mart gibt es auch keine Objektivdeckel, aber wir sollen es mal beim Radio Shack probieren. Hm, das war wohl nichts... Immerhin haben wir aber im dritten Anlauf nun endlich den Rand McNally-Atlas bekommen, den wir einer Forumsfreundin mitbringen wollen.
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