18.03.2009: Moab - Wünderlich

Willkommen bei uns...
Title
Direkt zum Seiteninhalt
Mittwoch, 18.3.2009: Moab
oder: Chocolate Candy Rocks
Obwohl wir gestern spät ins Bett gekommen sind, quälen wir uns um fünf Uhr aus den Federn und brechen auf, in Richtung Island in the Sky Distrikt des Canyonlands National Park. Entgegen aller Befürchtungen verfahren wir uns im Dunklen nicht und finden sogar problemlos den Parkplatz am Trailhead der kurzen Wanderung zum Mesa Arch. Wobei das Finden des Parkplatzes zugegebenermaßen kein eigentliches Problem darstellt: Es handelt sich wohl um den einzigen Parkplatz hier im Nationalpark, der schon um sechs Uhr früh zugeparkt ist. Zudem werden wir gleich begrüßt: Ein aus Flagstaff stammender Amerikaner begrüßt uns und zeigt uns den Weg. Obwohl wir nicht als die ersten am Arch sind, bekommen wir noch problemlos einen Platz für unser Stativ. Im Laufe der nächsten Minuten füllt sich der zur Verfügung stehende Platz aber schnell auf und letztendlich stehen nicht weniger als zehn Stative dort. bestückt mit modernen digitalen Spiegelreflexkameras, aber auch mit Nachbauten von alten Plattenkameras. Alle warten nur auf den einen Moment, in dem die aufgehende Sonne die Unterseite des an einer Kante stehenden Mesa Arch trifft und diese somit rot aufglüht. Im Laufe der Wartezeit ergeben sich diverse Gespräche, es wird ausgetauscht, wer wo her kommt und das Equipment wird gegenseitig begutachtet. Dann ist es schließlich soweit und die Luft ist erfüllt vom Surren und Klicken der Kameras.


Sonnenaufgang am Mesa Arch

Als alles vorbei ist, machen wir uns auf, den Rest des Parks zu erkunden. Nach kurzen Stopps am Buck Canyon Overlook und Orange Cliffs Overlook fahren wir zum Grand View Point Overlook. Ist der Blick von hier auf die unter uns liegende Ebene mit der White Rim Road und dem Colorado River beeindruckend, so wird er noch beeindruckender, als wir einem kleinen Trail nach Südwesten folgen, direkt an eine spitze Felsnase mit Blick auf die Junction Butte. Als nächstes fahren wir zum Trailhead am Upheaval Dome und laufen den kurzen Trail zu den beiden Overlooks. Der Upheaval Dome hat die Form eines großen Kraters. Im Inneren befinden sich faszinierende grüne Gesteinsstrukturen. Die Entstehung des Kraters ist bis heute unter Geologen umstritten: Während die einen an einen Meteoreinschlag glauben, präferieren die anderen die Theorie eines unterirdischen Salzlagers, das unter Druck nachgegeben hat und eingebrochen ist.


Blick vom Orange Cliffs Overlook auf den Candlestick Tower


Straße im Canyonlands National Park


Krater des Upheaval Dome

Auf dem Weg zurück zum Visitor Center halten wir noch an zwei Aussichtspunkten: Der Green River Overlook bietet einen schönen Blick auf eine enge Schleife des Green River, den sogenannten Turks Head. Der Shafer Canyon Overlook liegt direkt an der Engstelle, über die der Island in the Sky-Distrikt mit der Außenwelt verbunden ist und über die auch die Straße führt. Von hier aus kann man den gesamten Verlauf des Shafer Trails überblicken, der als Gravelroad in steilen Spitzkehren mehr als 300 Meter in die Tiefe führt. Das Visitor Center befindet sich gerade im Umbau: Mehr als die Hälfte des Innenraums ist abgesperrt, im Rest befindet sich lediglich ein 3D-Relief des Parks und der Giftshop. Dirk fragt den anwesenden Ranger nach dem Zustand von Shafer Trail und der nach Moab weiter führenden Potash Road. Die Straßen seien in einem sehr guten Zustand, wir bräuchten aber High Clearance. Mit dem RAV4 sei diese Strecke aber auf alle Fälle zu schaffen. Dirk zögert aber dennoch: Einerseits würde er diese Strecke gerne fahren. Andererseits haben wir uns ja vor eineinhalb Jahren auf der Gravelroad durch das Monument Valley eine Reifenpanne eingefangen und wollen dieses Erlebnis nicht unbedingt wiederholen.


Blick vom Green River Overlook auf Turks Head

So oder so fahren wir aber zunächst zum Dead Horse Point State Park. Dieser wird scheinbar im Moment komplett renoviert: Es gibt nur Behelfsparkplätze und um zum Aussichtspunkt zu bekommen muss man um Baumaschinen herum quer durch das Gelände laufen. Der Ausblick ist dennoch beeindruckend: Unter uns erstreckt sich eine rotbraune Mondlandschaft. Weit unter uns sehen wir den grünbraunen Colorado, der sich einen tiefen Canyon gegraben hat. Auf einer etwas höher gelegenen Zwischenebene verläuft die Potash Road. Im Westen sieht man die hellblauen Becken, in denen durch Verdunstung Kalisalz gewonnen wird, dahinter am Horizont die schneebedeckten La Sal Mountains. Wenn man weiß, wie Kalisalz auf Englisch heißt, weiß man übrigens auch, woher die Potash Road ihren Namen hat.


Schleife des Colorado River vom Dead Horse Point State Park aus gesehen

Nach dem Besuch des Dead Horse Point kehren wir wieder zum Canyonlands National Park zurück, um noch das obligatorische Foto vom Eingangsschild zu schießen - heute früh war es ja zu dunkel dafür. Danach kommt der Moment der Wahrheit: Shafer Trail fahren oder nicht? Nach längerem Zögern entscheiden wir uns schließlich dafür, denn wir wissen ja nicht, wann unser nächster Besuch hier in der Gegend ansteht. Also die asphaltierte Strecke verlassen und los geht es. Zunächst eben durch eine Wiese, erreichen wir bald die Abbruchkante und nur etwas später die berühmten Haarnadelkurven. Der Ranger hatte Recht, diese Strecke ist absolut leicht zu fahren. Natürlich ist es keine Gravelautobahn - wir kommen nur langsam voran und müssen höllisch auf Steine und Schlaglöcher achten. Aber bei den Tiefblicken auf die beeindruckende Canyonlandschaft, die sich während der Fahrt bieten, würde man sowieso nicht viel schneller fahren wollen. Und so oder so sind wir relativ fix am unteren Ende der Straße angelangt. Das war ein absolut spaßiges Erlebnis!


Shafer Trail

Auf Ausflüge in Richtung Muselman Arch auf der White Rim Road verzichten wir und biegen sofort nach links auf die Potash Road ab. Und hier zeigt sich recht schnell, warum uns im Visitor Center High Clearance angeraten wurde. Die Qualität der Straße schwankt in den nächsten Kilometern von katastrophal mit großen Gesteinsbrocken über normale Schotterpiste zu Gravelautobahn und wieder zurück. Hier zu fahren ist um einiges schwieriger als auf dem Shafer Trail. Links von uns stehen die hohen Klippen des Canyonlands National Park und des Dead Horse Point State Park, deren Farbe von Rostrot zu Dunkelbraun wechselt und stellenweise sehr an Schokolade erinnert. In einiger Entfernung rechts von uns fließt etwas unterhalb der Colorado. An einigen Stellen nähert sich die Straße auch direkt dem majestätisch und träge dahinfließenden Fluss und ermöglicht so schöne Blicke. Nach einiger Zeit überquert direkt vor uns ein Cowboy hoch zu Pferd mit seinem Hund die Straße. Spätestens jetzt fühlen wir uns wie mitten in einen Werbespot für eine bekannte Zigarettenmarke versetzt. Dirk bewegt unseren Toyota konzentriert voran und nach einiger Zeit erreichen wir die hellblauen Verdunstungsbecken. Hier wird die Potash Road von einigen Privatstraßen der Kalibergbaufirma gekreuzt. Witzigerweise sind diese Nebenstraßen in wesentlich besserem Zustand als die vermeintliche Hauptstraße. Direkt an der Potash Boat Ramp endet der unausgebaute Bereich der Straße und es geht auf Asphalt weiter. Die Fahrt hat zwar Spaß gemacht, aber wir auch froh, das Auto heil wieder auf festen Belag gebracht zu haben.


Unterwegs auf der Potash Road


Gooseneck des Colorado River von der Potash Road aus gesehen

Im weiteren Verlauf verläuft die Straße sehr schön entlang des Colorado Rivers, immer auf der linken Seite begleitet von der am Kaliwerk startenden Eisenbahnstrecke. Kurz bevor diese nach links abknickt und durch den Bootlegger Canyon führt, halten wir am Trailhead des Trails zum Corona Arch. Die Wanderung zum Bogen verläuft abwechslungsreich durch eine felsige Landschaft. Zunächst relativ eben, gibt es im weiteren Verlauf einige leichte Kletterpassagen und Teilstücke über große Platten aus Slickrock. Auf halber Strecke können wir einen Zug beobachten, der von zwei Diesellokomotiven gezogen schwer schnaufend bergauf durch den Bootlegger Canyon fährt. Vorbei am aus der Ferne zu sehenden Pinto Arch und dem schönen Bowtie Arch erreichen wir nach kurzer Wanderung den Corona Arch. Dieser steht sehr eindrucksvoll und herausstechend am Rand eines Felsplateaus. Hier sind viele andere Wanderer unterwegs, auch einige Kletterer, die sich per Seil vom Bogen hinunterlassen.


Eisenbahnlinie durch den Bootlegger Canyon


Corona Arch

Auf dem Weg zurück nach Moab legen wir noch einen kurzen Stop an den direkt neben der Straße gelegenen Petroglyphen ein. In Moab entscheiden wir uns für ein Abendessen im ZAX. Dirk probiert die Pizza, all-you-can-eat, und muss feststellen, dass die Pizzen hier zwar wie normale mitteleuropäische Pizzen aussehen. Aber der teilweise süßliche, teilweise übertrieben scharfe Geschmack hat irgendwie nicht viel mit den Pizzen zu tun, die wir von daheim oder aus Italien kennen.

Im Licht der schon tiefstehenden Sonne verlassen wir Moab in nördlicher Richtung und biegen auf die nach Osten führende UT 128 ab. Diese Straße verläuft - quasi als Fortsetzung der Potash Road - eingerahmt von Felsklippen entlang des Colorado Rivers. Auf dem Plateau links von uns befindet sich, von hier unten nicht zu erkennen, der Arches National Park. Wir folgen der Straße ungefähr 35 Kilometer, bis das enge Tal sich weitet. Rechts von uns stehen die Fisher Towers, das sind an Kathedralen erinnernde Gebilde aus Fels. Aus dem Forum haben wir die Beschreibung eines guten Foto-Standorts: Hinter einem Viehgitter an einer bestimmten Stelle anhalten und zum Colorado runterklettern - das hört sich leichter an als getan. Zuerst muss man die richtige Stelle finden, dann ist die Kletterei zum Fluss auch nicht ohne und zuletzt muss man es schaffen, auf einen winzigen im Fluss gelegenen Stein sein Stativ aufzubauen ohne dabei in den Fluss zu fallen. Letztendlich schaffen wir es, gesund, trocken und mit einigen schönen Fotos im Gepäck wieder in unseren RAV4 zu steigen.


Fisher Towers

Da die Sonne schon recht tief steht, schauen wir uns die Fisher Towers nur kurz vom Trailhead aus an und fahren dann wieder zurück nach Moab. Auf knapp der halben Strecke blinkt das Reifendruck-Warnsignal unseres Autos auf. Das kann doch nicht wahr sein! Wir schauen nach: Der Reifen vorne recht verliert sehr langsam Luft. Wir kommen noch problemlos in langsamer Fahrt nach Moab aber dort nimmt der Reifendruck weiter unerbittlich ab. Da es sich aufgrund der Nähe anbietet, stellen wir das lahmende Auto gleich am nur wenige hundert Meter vom Motel entfernten Chip's Grand Tire Service ab. Dirk macht sich Vorwürfe, weil er unbedingt den Shafer Trail fahren wollte. In Kombination mit unserer Panne vor eineinhalb Jahren scheint es so, als wären wir trotz vorsichtiger Fahrweise nicht in der Lage, vernünftig über Gravelroads zu kommen. Was wohl die Ursache sein mag?

< 17.03.2009: Moab                        19.03.2009: Moab - Torrey >
Zurück zum Seiteninhalt