16.03.2009: Monument Valley - Moab - Wünderlich

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Montag, 16.3.2009: Monument Valley - Moab
oder: Kein Trail für alte Typen - und auch nicht für alte Schuhe
Wenn man ein nicht gerade billiges Zimmer mit Ausblick auf das Monument Valley hat, dann muss man sich natürlich den Sonnenaufgang anschauen. Schon 45 Minuten bevor die Sonne aufgeht, ergibt sich am Himmel ein toller Farbverlauf von Blau oben zu Orange unten, vor dem sich die Mittens als schwarze Blöcke abheben. Einige Minuten vor dem eigentlichen Sonnenaufgang ist zu erkennen, dass die Sonne von unserem Balkon aus gesehen genau hinter der Merrick Butte aufgehen wird. Während Katharina auf dem Balkon bleibt und von dort den Sonnenaufgang beobachtet, schnappt Dirk sich Stativ und Kamera und hechtelt zur Terasse vor Restaurant und Gift Shop. Ganz im Eck der Terasse ist die zu dieser Jahreszeit einzige Möglichkeit, die Sonne über dem Horizont aufgehen zu sehen und dementsprechend viel ist auch los. Die Eile hat sich aber mehr als gelohnt, denn es bietet sich ein höchst interessantes Schauspiel: Kurz nachdem die Sonne in einem sehr flachen Winkel über den Horizont geklettert ist, geht sie einige Minuten später gleich wieder unter, indem sie hinter der Merrick Butte verschwindet.


Sonnenaufgang im Monument Valley

Nach einiger Zeit ist es dann wirklich Tag geworden und wir brechen auf. Es geht zurück Richtung Mexican Hat, wo wir auf die UT 261 abbiegen. Auch diese Strecke kennen wir schon von gestern, geht es doch vorbei am Goosenecks State Park und dem Beginn der Straße durch das Valley of the Gods. Was in dieser Fahrtrichtung allerdings auffällig ist, sind die riesigen Schilder, die vor dem Moki Dugway warnen. Der Moki Dugway wurde 1958 für den Transport von Uran gebaut und führt als Gravelroad äußerst abenteuerlich in vielen Spitzkehren auf die 350 Meter über der Ebene gelegene Cedar Mesa. Vor uns sind zwei Wohnmobile unterwegs, wir lassen uns daher etwas zurückfallen und genießen jeden Meter der Bergstrecke. Oben halten wir an. Von hier bietet sich ein toller Blick über die Ebene vom Valley of the Gods bis zurück zum Monument Valley. Einige hundert Meter nach der letzten Spitzkehre biegen wir nach links ab auf die Dirtroad zum Muley Point. Die Qualität dieser Straße ist gut, wir kommen gut voran, der Fahrer muss nur auf plötzlich auftauchende Schlaglöcher, Steine, Viehgatter und Kühe aufpassen. Der Ausblick vom Muley Point ist nochmal phantastischer als vom oberen Ende des Moki Dugway. Hier ist besonders schön, dass man die engen Schleifen des San Juan Rivers und damit den Goosenecks State Park von oben sieht.


Letzter Blick auf das Monument Valley


Auf dem Moki Dugway


Blick zurück in die Ebene und auf das Valley of the Gods


Am Muley Point

Über die UT 261 fahren wir durch eine interessante, sehr hügelige und überraschend grüne, Landschaft weiter nach Norden. Am Horizont stehen hohe und schneebedeckte Berge, etwas davor rote Tafelberge. Nach knapp 50 Kilometern kommen wir auf die in nordwestlicher Richtung verlaufende UT 95, der wir bis zum Natural Bridges National Monument folgen. Dieses National Monument besteht aus dem 14 Meilen langen Bridge View Drive, der als Einbahnstraße zu den Trailheads von Wanderungen zu drei verschiedenen Bridges führt. Im Gegenteil zu den ungleich bekannteren Arches wurden Bridges nicht durch Regen und Wind geformt, sondern durch ein hindurchfließendes Gewässer. So liegen die drei Brücken des National Monuments auch in einem tief eingeschnittenen Flusstal, fast schon einem Canyon, in das sich der White River eingegraben hat. Das Gestein im Park ist nicht rot, wie man es im Südwesten erwarten würde, sondern relativ hell. Nach einem kurzen Besuch des Visitor Centers beginnen wir mit dem ersten Trail, der zur Sipapu Bridge führt. Die Sipapu Bridge, die sich auch von einem Aussichtspunkt an der Straße aus bestaunen lässt, ist die zweitgrößte natürliche Brücke der Welt. Nur die bekannte Rainbow Bridge am Lake Powell ist größer. Der Weg führt über eine Treppe und drei Holzleitern in lustiger Kletterei nach unten. Die Brücke selber ist sehr beeindruckend und gigantisch, fotografisch von direkt unterhalb fast nicht festzuhalten. Da hilft selbst ein normales Weitwinkelobjektiv nicht viel.


Canyon des White River im Natural Bridges National Monument

Auf dem Trail begegnen wir einem stark schnaufenden und schwitzenden Amerikaner mittleren Alters, der uns sehr nett grüßt und noch den Kommentar hinterherschiebt, dass das hier "kein Trail für alte Typen, die keine Steigungen vertragen" ist. Obwohl er offensichtlich konditionsmäßig nicht mehr viele Reserven hat, treffen wir ihn auf allen weiteren Trails wieder: Bei den Horsecollar Ruins, der Kachima Bridge und der Owachomo Bridge. Jedes Mal gibt es neue flapsige Kommentare und bei der letzten Begegnung beglückwünschen wir ihn für sein Durchhaltevermögen. Während die Kachima Bridge relativ jung zu sein scheint und mehr oder weniger nur ein großes Loch in einer Felswand darstellt, ist die Owachomo Bridge ein ziemlich filigranes und dünnes Gebilde. Auf dem Viewpoint treffen wir ein Ehepaar aus dem Rheinland, die die schmale Brücke vor dem Hintergrund des Canyons zunächst gar nicht entdecken. Jeder der schonmal den Film "Indiana Jones and the last Crusade" gesehen hat, kennt diesen Effekt: Den Kopf leicht nach links und rechts bewegen, und die Brücke wird sichtbar. Von weiter unten, vom Trail aus betrachtet, hebt sie sich auch deutlich gegen den wolkenlosen blauen Himmel ab.


Die Owachomo Bridge im Natural Bridges National Monument

Während der Trails haben wir entdeckt, dass hier leider nicht nur der White River ziemlich starke Erosionsspuren in der Landschaft hinterlassen hat. Mindestens genauso starke Erosion findet an der Sohle von Katharinas linkem Wanderstiefel statt, die sich im Alter von mehr als zehn Jahren langsam in ihre Einzelteile auflöst. Nach dem dritten Trail leidet darunter auch deutlich die Stabilität beim Laufen. Hm, was tun? Da wir im Verlauf der Reise noch einige größere Wanderungen vorhaben, muss Ersatz her. Wir hoffen sehr auf Moab, denn wenn man dort keine Wanderschuhe kaufen kann, wo dann in Amerika?

Wir fahren weiter auf der UT 95 nach Osten. Unser nächstes Ziel ist der Mule Canyon, den wir nicht komplett laufen wollen, sondern nur den ersten Teil bis zum House on Fire. Die Abzweigung zum Trailhead ist leicht zu übersehen, zumal kurz vorher eine offizielle Ausschilderung zu direkt an der Straße gelegenen indianischen Ruinen abgeht. Wir erwischen die kleine Dirtroad jedoch, bezahlen die Fee und machen uns auf. Der Mule Canyon ist ein wunderschöner, schattig gelegener und dicht bewachsener kleiner Canyon. Da wir im Frühling da sind, sehen wir jede Menge blühende Blumen und Schmetterlinge und an der einen oder anderen schattigen Stelle noch Schneereste. Das House on Fire liegt etwa 1.25 Meilen hinter dem Trailhead relativ versteckt unter einem Feldvorsprung auf der rechten Seite des Canyons. Es ist beeindruckend, wie gut sich diese 800 Jahre alten antiken Gebäude hier erhalten haben. Hoffentlich bleibt das auch in Zukunft so, hoffentlich weiß auch in Zukunft jeder Besucher den Wert dieses kulturellen Erbes zu schätzen. Wir finden es ziemlich faszinierend, wie klein die Bewohner gewesen sein müssen, denn wir müssen schon in einiger Entfernung zum Haus wegen des niedrigen Felsvorsprungs unseren Kopf ziemlich einziehen. Da wir recht spät da sind, kommt der berühmte Feuereffekt leider nicht ganz zur Geltung. Trotzdem war das ein sehr lohnenswerter Abstecher.


Unterwegs im Mule Canyon


Das House on Fire im Mule Canyon

Eigentlich wäre allmählich ein verspätetes Mittagessen fällig. Da wir aber recht gut in der Zeit liegen, entscheiden wir uns, dieses auf einen ganz besonderen Ort zu verschieben, und zwar auf den laut Grundmann bestplatzierten Picknicktisch der USA. Wir fahren auf der US 191 nach Norden, durch Blanding und Monticello hindurch, und biegen ungefähr 32 Kilometer nördlich von Monticello auf die kleine Straße zum Needles Overlook ab. Diese führt sehr kurvig und hügelig nach Westen. Überall in der Gegend liegen riesige abgerundete Felsbrocken herum, die an die Mesas im hinteren Teil vom Monument Valley erinnern, die wir dort auf unserer gestrigen Tour gesehen haben. Die Streckenlänge bis zum auf einer Felsnase gelegenen Overlook beträgt 35 Kilometer, aber es lohnt sich: Von dort aus bietet sich ein phantastischer Überblick auf die tief unter uns gelegene Ebene des Canyonlands National Park mit den vom Colorado River hineingefrästen Canyons. Hier verzehren wir unsere mitgebrachten Sandwichs und laufen danach die kurzen Trails ab, die um die Felsnase herumführen und so immer neue Blickwinkel nach unten ermöglichen.


Church Rock an der US 191


Der laut Grundmann bestplatzierte Picknicktisch der USA


Blick vom Needles Overlook auf den Canyonlands National Park

Auf dem weiteren Weg nach Moab prägen die südöstlich dieser Stadt gelegenen La Sal Mountains, die noch mit Schnee bedeckt sind, das Bild. In Moab haben wir für zwei Nächte ein Zimmer im Inca Inn vorgebucht, aber leider erst ab morgen. Beim Inca Inn handelt es sich um ein etwas älteres Motel, dass von einem jungen Ehepaar aus der Schweiz geführt und tadellos in Schuss gehalten wird. Nach sehr netter Begrüßung fragen wir wegen einem Zimmer nach und dürfen unseren Aufenthalt um eine Nacht verlängern, erhalten sogar für die erste Nacht ein etwas besseres Zimmer mit Mikrowelle zum Preis der schon gebuchten beiden Nächte. Wieviel Glück wir dabei hatten, werden wir in den kommenden Tagen sehen: Da ist das Motel nämlich komplett ausgebucht.

Auf Ratschlag des Motelbesitzers hin fahren wir zu einem Outdoorshop neben dem City Market, um uns nach Ersatzschuhen für Katharina umzuschauen. Der Laden ist cool, mit beeindruckender Auswahl an Wander- und Outdoorsachen. Zudem ist die Beratung sehr freundlich und kompetent, so dass wir nach knapp zwanzig Minuten um 90 Dollar ärmer, aber um ein Paar leichte Wanderschuhe reicher, wieder zum Motel zurückkehren.

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