Freitag, 13.3.2009: Alamosa - Ouray
oder: Now, this is Colorado
Heute schlafen wir ein wenig länger aus und gehen erst gegen halb acht zum Frühstück. Etwa eine halbe Stunde später sind wir dann startklar und fahren auf der CO 17 nach Norden. Anfangs herrscht noch dichter Nebel. Als dieser sich schließlich lichtet, bieten sich wunderbare Blicke auf die umliegenden Berge, in denen über Nacht Neuschnee gefallen ist. Teilweise hängen in den Bergspitzen noch Wolken doch im Großen und Ganzen ist das Wetter wunderschön.
Morgenstimmung auf der CO 17
Bei Mineral Hot Springs treffen wir wieder auf die US 285, die uns durch die näherrückenden Berge hinauf zum Poncha Pass führt. Auf der Passhöhe verläuft die Grenze nach Chaffee County, das stolz auf einem Schild verkündet: "Now, this is Colorado". - Zugegeben, das ist nicht übertrieben: Die schmalen Täler zwischen hohen, mit Kiefern und Espen bewachsenen Bergen entsprechen doch sehr der Idealvorstellung von Colorado. Alles zuvor war nur ein müder Abklatsch.
Wir biegen ab auf die US 50 nach Westen und fahren vorbei am Monarch Skigebiet, wo reger Betrieb herrscht, hinauf zum 11.312 Fuß hohen Monarch Pass, der die Continental Divide überquert. Auf der Passhöhe halten wir an und schauen uns ein wenig um. Hier oben liegt noch jede Menge Schnee, die Klohäuschen sind von meterhohen Schneewällen umgeben.
Am Monarch Pass
Auf der anderen Passseite fahren wir wieder hinunter in das sich weitende Tal nach Gunnison. In diesem netten Städtchen gehen wir ein wenig spazieren und betrachten die Häuser im Westernstil. Dann fahren wir weiter zur Curecanti Recreation Area. Gleich an deren Beginn halten wir an einem kleinen Rastplatz und laufen hinunter zum Gunnison River, der hier noch nicht aufgestaut ist. Malerisch schlängelt sich der Fluss zwischen schwarzen Felsen hindurch. Wäre er nicht mit dicken Eisschollen bedeckt, man käme sich vor, wie in der Kulisse eines Westernfilms.
In Gunnison
Am Gunnison River
Wenig später erreichen wir den ersten der drei Stauseen, das Blue Mesa Reservoir. Noch ist dieser von einer dicken weißen Eisschicht bedeckt. Die Straße führt nun weiter entlang des Seeufers. Zu beiden Seiten erheben sich die Gipfel von dem, was wohl einst ein schöner Canyon war. Bei Elk Creek besuchen wir das Visitor Center, wo wir die einzigen Besucher sind. Die nette Rangerin dort deckt uns mit tonnenweise Infomaterial ein und bemerkt lakonisch: "In summer we are much more busy." Vermutlich ist sie froh, dass überhaupt jemand kommt. Kaum haben wir das Gebäude wieder verlassen, beobachten wir, wie sie die Flagge einholt, obwohl das Visitor Center offiziell bis vier geöffnet hat und es gerade erst Mittag ist...
Am Visitor Center der Curecanti Recreation Area
Wir folgen weiter der US 50 entlang des Seeufers. Dann kreuzt die Straße den See und läuft nun entlang des südlichen Ufers. Im Norden kann man die eindrucksvollen Dillon Pinnacles sehen. Bald darauf löst sich die Straße vom See und führt durch den malerischen Canyon des Blue Creek hinauf zum Blue Mesa Summit. Erst bei Cimarron kehrt sie wieder zurück zum Gunnison, der hier zum Crystal Reservoir aufgestaut ist.
Hier biegen wir ab und fahren zur Picknick-Area am Morrow Point Dam, einer schönen Bogenstaumauer. Die Schlucht hier bietet schon einen schönen Vorgeschmack auf den Black Canyon. Über einen durch die Schneeschmelze sehr rutschig und matschig gewordenen Pfad klettern wir hinab zum Flussufer. Wir laufen den Fluss ein wenig entlang bis zu einer schönen Holzbrücke und werfen noch einen Blick aufs andere Ufer. Weiterzulaufen hat bei diesen Wegbedingungen keinen Sinn, also kehren wir zurück zum Picknickplatz und machen Brotzeit.
Der Gunnison River beim Morrow Point Dam
Der Morrow Point Dam
Auf dem Weg zurück auf die Bundesstraße halten wir noch am der dort ausgestellten Zug, bestehend aus einer Dampflokomotive sowie drei Waggons der Denver & Rio Grande Narrow Gauge Railroad, die bis 1949 entlang des Gunnison Rivers verlief. Dann geht es weiter zum Black Canyon of the Gunnison National Park. Leider hat die Straße entlang des South Rim noch für den Winter geschlossen. Wir erkundigen uns im Visitor Center und bekommen dort die Empfehlung, zu Fuß bis zum ersten Aussichtspunkt, dem Pulpit Rock, zu gehen.
Der Black Canyon of the Gunnison
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Wir umgehen also die Absperrung und genießen es, vollkommen allein in der Vorfrühlingslandschaft zu sein. Warum die Straße noch gesperrt ist, erschließt sich uns nicht so wirklich: bis auf wenige Reste ist sie eigentlich schneefrei. Die Straße führt die meiste Zeit weit abseits vom Rim, so dass Blicke in den Canyon eigentlich erst am Aussichtspunkt selber möglich sind. Diese sind dafür umso beeindruckender mit der rauen schwarzen Felsenlandschaft und ganz unten dem rauschenden Fluss.
Aussicht vom Pulpit Rock
So sehr uns auch die anderen Aussichtspunkte reizen würden, beschließen wir doch umzukehren. Am Visitor Center wollen wir noch den Oak Flat Trail gehen, doch hinter dem ersten Aussichtspunkt ist im Schnee kein Weiterkommen mehr. Auch der Gunnison Point ist wegen Rutschgefahr gesperrt, obwohl dieser wiederum völlig schneefrei ist.
Auf dem Rückweg halten wir noch am Tomichi Point um noch einen anderen Blick auf den Canyon zu bekommen. Dann fahren wir weiter auf der US 50 nach Westen. In dem netten Städtchen Montrose essen wir zu Abend und biegen dann ab auf die US 550 nach Süden. Immer eindrucksvoller werden die Berge zu beiden Seiten.
Auf der US 550
Gegen sechs Uhr erreichen wir unser heutiges Etappenziel, das ehemalige Bergarbeiterstädtchen Ouray. Wir haben in der Box Canyon Lodge ein Zimmer gebucht. Nachdem wir eingecheckt haben machen wir noch einen Spaziergang zum Box Canyon. Hinter dem Hotel führt ein gut gangbarer Weg zum Ice Park, einer Gruppe von künstlichen Wasserfällen, mit denen Ouray im Winter Eiskletterer anlockt.
Dann wird der Weg schwieriger: Im Sommer wohl kein Problem, gestaltet sich der Weg zu dieser Jahreszeit als abenteuerliche Rutschpartie über festgetrampelten Schnee. Wir atmen auf, als wir das Stahlgerüst erreicht haben, das in den Canyon hinein führt. Der Canyon selber ist sehr eindrucksvoll. Ein wenig erinnert er uns an die Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen.
Im Box Canyon
Nachdem wir uns am Canyon sattgesehen haben, wollen wir nun auch noch hinauf zu der Brücke, die ihn überquert. Anfangs führt auch dieser Weg über Stahltreppen. Doch wir haben uns zu früh gefreut: Bald folgt wieder ein rutschiger, verschneiter Bergpfad. Nach längerer Rutschpartie durch den Wald stehen wir dann aber endlich oben auf der Brücke inmitten eines Gebirgswunderlandes. Unter uns leuchtet Ouray in der letzten Abendsonne.
Ouray im Abendlicht
Der Abstieg ist noch ein wenig schwierig, doch wir kommen heil unten an und kehren ins Hotel zurück. Zum Ausklang des Tages wollen wir die hoteleigene heiße Quelle nützen. Am Hang hinter dem Hotel sind Holzbottiche aufgestellt und in einem von diesen legen wir uns gemütlich ins 40°C warme Wasser und schauen zu, wie die Berggipfel ringsherum im Sonnenuntergang golden erstrahlen.
Als wir nach einiger Zeit wieder in unser Zimmer zurückkehren wollen, entdecken wir, dass keine 6m von uns entfernt drei Mule Deers friedlich grasen. Sie lassen sich durch uns nicht das kleinste bisschen stören und wir beobachten sie, bis es uns bei den ca. 2°C Außentemperatur im Badezeug zu kalt wird. Dann gehen wir in unser Zimmer zurück und nach dem ereignisreichen Tag bald schlafen.