14.03.2009: Ouray - Cortez - Wünderlich

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Samstag, 14.3.2009: Ouray - Cortez
oder: Winter Wonderland
Heute ist das Wetter wieder sehr schön mit tollem blauen Himmel. Nach einem kleinen Frühstück im urigen und mit einem Kamin ausgestatteten Rezeptionsbereich der Box Canyon Lodge werden wir freundlich verabschiedet: An der Rezeption hängt ein VfB Stuttgart-Wimpel, der Mensch hinter der Rezeption ist vor vielen Jahren aus Deutschland ausgewandert und freut sich mit uns ein Schwätzchen in seiner Muttersprache halten zu können.

Ehe wir aufbrechen, machen wir noch einen kurzen Bummel durch Ouray. Da wir sehr früh unterwegs sind, liegt das Städtchen noch im Schatten der umliegenden Berge. Dementsprechend bitterkalt ist es. Dennoch bewundern wir die schönen alten Häuser an der Mainstreet und unternehmen auch den einen oder anderen Abstecher in die Seitenstraßen. Dabei treffen wir auch eine sehr anschmiegsame graue Katze, die uns bestimmt eine Viertelstunde folgt, dann aber wieder nach Hause zurück läuft.


Walsh Library in Ouray

Am Ortsausgang biegen wir spontan nach rechts ab in Richtung der Ghosttown Camp Bird und dem Yankee Boy Basin. Die Straße führt zunächst an den vereisten Wasserfällen vorbei, wo sich eine größere Anzahl Eiskletterer auf den Tag vorbereitet. Weiter geht es steil in den Berg hinauf, bald nicht mehr auf Asphalt, sondern auf Gravel. Die Straße ist gut zu fahren, es macht richtig Spaß, dabei immer neue Ausblicke auf die beeindruckende Bergwelt zu bekommen. Allerdings liegt mit zunehmender Höhe immer mehr Schnee links und rechts der Straße, letztendlich auch auf der Straße und nach ungefähr zwei Dritteln der Strecke nach Camp Bird ist die Straße gesperrt. Schade, aber der Abstecher hat trotzdem Spaß gemacht.

Wir folgen ab dem südlichen Ortsausgang von Ouray der US 550 nach Süden. Diese Straße trägt neben der profanen Nummer auf dem Abschnitt zwischen Ouray und Silverton noch den Beinamen "Million Dollar Highway". Woher dieser Name kommt, ist unklar. Sind es die immens hohen Baukosten pro Meile? Oder der Wert des Golderzes im Material der für die Straße angelegten Aufschüttungen? Oder bezieht sich der Name einfach auf die schöne Landschaft, durch die die Strecke führt? Falls letzteres der Fall sein sollte, stimmen wir der Namenswahl zu. Die Straße führt teilweise durch dicht verschneiten Wald, teilweise dicht am Abgrund entlang, vorbei an alten Minenanlagen und schraubt sich dabei in vielen Kehren und Kurven immer höher in die Berge. Im Hintergrund ist dabei immer ein sehr beeindruckendes Bergpanorama. Am Red Mountain (der seinen Namen zurecht trägt) überqueren wir unseren ersten Gebirgspass für heute.


Spitzkehre auf dem Million Dollar Highway

Hinter dem Red Mountain Pass führt die Straße leicht abschüssig in einen Talkessel mit der Ortschaft Silverton. Silverton ist sehr malerisch, nicht viel größer als Ouray und liegt nicht ganz so eingezwängt im Tal. Die Hauptstraße ist asphaltiert, alle Nebenstraßen bestehen aus Gravel und sind mit Schlaglöchern übersät. Das gilt auch die Blair Street, mit zahlreichen Saloons, Spielhallen und Bordellen zu Hochzeiten der Stadt die eigentliche Hauptstraße. Wir machen uns den Spaß, zum Endbahnhof der Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad zu fahren. Im Winter fährt die Bahn von Durango aus nicht die volle Strecke bis nach Silverton und ein Bild des Bahnhofs in seinem jetzigen Zustand könnte in jedem Lexikon als Illustration unter dem Begriff "eingeschneit" stehen.


Winterstimmung kurz vor dem Red Mountain Pass


San Juan County Courthouse in Silverton


Häuser an der Blair Street in Silverton

Weiter geht es nach Süden mit vielen Stops zum Schauen und Staunen. Am Molas Pass treffen wir eine Gruppe Snowmobilefahrer und einen National Forest Ranger. Woher wir kommen? Ah aus Bayern, da müssen wir uns doch hier fast wie zu Hause fühlen. Das tun wir, und nicht nur das: Als Dirk eine schöne Perspektive für ein Foto sucht und dabei beim Besteigen eines Schneehügel bis fast zur Hüfte im Schnee versinkt, fühlt er sich nicht nur an zu Hause, sondern auch an seine Kindheit zurück erinnert.


Auf dem Million Dollar Highway

Kurz vor Durango kreuzt die Durango & Silverton Railroad die US 550. Auf eine Eisenbahnfahrt haben wir verzichtet, um ausgiebig den Million Dollar Highway genießen zu können. Die Eisenbahn ist schon seit fast einer Stunde unterwegs, wir vermuten, dass sie hier schon vorbeigekommen ist. Als wir aber zwei mit Kameras bestückte Menschen sehen, die auf die Schienen schauen, treten wir in die Bremsen und fragen nach. Die beiden kommen aus Wisconsin, heute ist der letzte Tag ihres Urlaubs (wir haben Mitleid mit ihnen). Sie erzählen uns, dass sie die Eisenbahn vor wenigen Minuten an einem Haltepunkt etwas südlich gesehen haben und nun hier warten. Wir warten mit und erleben nur einige Minuten später, wie sich der Zug stark schnaufend bergauf um die Kurve quält und an uns vorbei fährt. Ein beeindruckendes Erlebnis, hier hatten wir wirklich Glück mit dem Timing.


Dampfzug der Durango & Silverton Railroad

Einige hundert Meter weiter sehen wir links der Straße Dampfwolken. Wir halten auch hier an und finden die Pinkerton Hot Spring, eine waschechte heiße Quelle die mit ihren aufgetürmten knallgelben und orangefarbenen Kalkablagerungen so auch im Yellowstone National Park stehen könnte. Jetzt im Winter wirkt der Kontrast zwischen der schneebedeckten Landschaft und dem dampfenden heißen Wasser natürlich besonders beeindruckend.


Pinkerton Hot Spring

Durango selber finden wir nicht so schön wie Ouray und Silverton. Uns ist diese Ortschaft zu groß und vor allem zu offensichtlich auf den Tourismus ausgerichtet. Nichtsdestotrotz schlendern wir ein bisschen durch die Downtown und statten dem einen oder anderen Geschäft einen Besuch ab, ehe wir die Stadt in Richtung Westen wieder verlassen. Bald nach dem Ortsausgang führt die Straße steil hinab in eine flache Ebene, somit haben wir für diese Reise das Hochgebirge hinter uns. Unser nächstes Ziel ist der Mesa Verde National Park. Schon aus einiger Entfernung ist die links der Straße gelegene namensgebende Mesa deutlich zu erkennen. Wo um Himmels Willen soll da eine Straße hoch führen? Kurz bevor wir nach links abbiegen und in den Nationalpark kommen, wird die abenteuerlich und sehr kurvig an der Kante des Bergs verlaufende Straße sichtbar.


Newman Block in Durango

Kurz nach dem Eingangshäuschen beginnt der steile Anstieg, zunächst bis zu einem Zwischenplateau, auf dem der Morefield Campground liegt, dann etwas flacher, bis auf fast 2600 Meter. Am Montezuma Valley Overlook halten wir an und bewundern den beeindruckenden Ausblick auf die sich unter uns in alle Richtungen scheinbar unendlich weit erstreckende Ebene. Da es Winter ist, sind große Teile des Parks geschlossen: Die Wetherill Mesa komplett, das Far View Visitor Center und auf der Chapin Mesa der Cliff Palace Loop. Wir schauen uns einfach den verbleibenden Rest des Parks etwas intensiver an und fahren den Mesa Top Loop ab. Hier lernt man einiges über die Geschichte der Siedlungen der Anasazi-Indianer hier oben: Die ersten Spuren sind primitive Behausungen in den Höhlen am Rand der Mesa. Dann zogen die Ureinwohner auf die Ebene der Mesa um und perfektionierten dort über viele Jahre ihre Architektur: Von einfachen zugedeckten Erdlöchern kam man so über viele Zwischenstufen zu Pueblos aus gemauerten Steinhäusern. Der riesige und nie fertig gestellte Sun Temple ist Höhepunkt dieser Phase. Die bekannten Cliff Dwellings dagegen entstanden erst etwas später. Auf dem Loop gibt es alle paar hundert Meter einen Haltepunkt von wo aus man über einen kurzen Trail Ausgrabungsstätten oder Aussichtspunkte auf Cliff Dwellings erreicht. Der Aussichtspunkt am Sun Temple ermöglicht den Blick auf eine Felswand mit insgesamt zwölf verschiedenen Cliff Dwellings. Die größeren wie Sunset House und Cliff Palace sind sofort zu erkennen. Um die kleineren Siedlungen zu finden, ist aber zum Teil ein gutes Auge und etwas Geduld notwendig.


Am Montezuma Valley Overlook im Mesa Verde National Park


Cliff Palace im Mesa Verde National Park

Wir fahren weiter zum Chapin Museum. Nach kurzer Besichtigung der Ausstellung zu Geschichte und Kultur der Anasazi wollen wir den Petroglyph Point Trail laufen. Leider sind auch große Teile dieses Trails gesperrt, so dass wir nur bis zum sehr beeindruckenden Spruce Tree House kommen. Der Nachteil, dass wir aufgrund der Jahreszeit nur ein einziges Cliff Dwelling besuchen können wird durch den Vorteil aufgewogen, dass wir fast alleine sind. Am Spruce Tree House darf eine rekonstruierte Kiva, also ein unterirdischer Raum für rituelle Handlungen, per Leiter erkundet werden. Ein etwas einsam herumstehender Ranger erzählt über das Leben der Anasazi und beantwortet Fragen.


Am Spruce Tree Housee im Mesa Verde National Park

Nach einem kurzem Stopp beim Cedar Tree Tower, hierbei handelt es sich um ein historisches Gebäude auf der Mesa, und einem Picknick am Montezuma Velley Overlook verlassen wir den Park wieder. Wir fahren auf der US 160 weiter nach Cortez, wo wir im Motel 8 einchecken.

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