30.09.2010: Canberra - Bright - Wünderlich

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30.09.2010: Canberra - Bright
Heute steht eine fast reine Fahrtetappe auf dem Programm. Zunächst aber besuchen wir das Parlamentsgebäude von Canberra. Dieses beeindruckende Gebäude thront auf dem Capital Hill, der einen schönen Überblick über die Stadt bietet. Der Vorplatz des Parlamentsgebäudes ist sehr schön gestaltet. Inmitten eines flachen Wasserbeckens ist ein Kunstwerk eines Aborigine in den Boden eingelassen. Eröffnet wurde das Parlamentsgebäude erst 1988, bis dahin tagte die Regierung im heutigen "Old Parliament House". Dementsprechend sieht das Bauwerk aus der Entfernung sehr modern und schlicht aus, auffällig ist nur der riesige stählerne Fahnenmast auf dem Dach. Aus der Nähe betrachtet jedoch offenbart sich eine offene, helle und abwechslungsreiche Architektur.


Parlamentsgebäude.


Eingangsbereichs des Parlamentsgebäudes.

Das Gebäude kann besichtigt werden, nach einer kurzen Sicherheitskontrolle darf man fast nach Belieben frei darin herumspazieren. Da heute sowohl Senat und Repräsentantenhaus zusammen treffen, ist schon am 8:30 geöffnet. Wir besorgen uns an der Info eine Beschreibung und sehen uns die wichtigsten Punkte des Parlamentsgebäudes auf eigene Faust an. Das sind unter anderem eine ziemlich beeindruckende große Halle, eine Sammlung von Bildern aller bisherigen Premierminister von Australien (es ist interessant, dass man als Mitteleuropäer fast niemanden aus dieser Reihe kennt) sowie mehrere in Vitrinen ausgestellte Urkunden. Darunter die Gründungsurkunde von Australien, erstellt im Jahr 1900 und eine Petition, mit der sich eine Gruppe von Aborigines Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts erfolgreich gegen die Ausbeutung ihres Landes durch ein Bergbauunternahmen zur Wehr setzte. Einige große Plakate, die den Aufbau der australischen Demokratie detailliert erklären sind wahrscheinlich für Schulkinder gedacht, werden von uns aber dankbar und interessiert studiert. Im ersten Stockwerk gibt es eine schön angelegte Gartenterrasse, komplett mit Statue von Queen Elizabeth II. Diese Statue wurde sehr originalgetreu angefertigt: Wenn man genau hinschaut, kann man erkennen, dass sogar die Armbanduhr der Königin mit modelliert wurde.


Im Inneren des Parlamentsgebäudes.


Statue von Queen Elizabeth II auf der Gartenterasse.

Zum Abschluss unseres Besuchs besichtigen wir das Dach des Parlamentsgebäudes. Dieses ist komplett begrünt und wird von dem großen Fahnenmast überragt. Es sind jede Menge singender Schwarz-Weiß-Vögel unterwegs. Der Gesang hört sich zunächst ziemlich normal und melodisch an, geht dann aber in den Sound einer quietschenden Türe über. Vom Dach aus haben wir einen tollen Rundblick auf Stadt und See. Im Nordwesten liegt das Botschaftsviertel. Viele der Botschaften sind im typischen Baustil der entsprechenden Länder gestaltet. Besonders auffällig ist die Botschaft von China mit dem für dieses Land charakteristischen Dach. Nach etwas mehr als zwei Stunden brechen wir wieder auf.


Dach des Parlamentsgebäudes.


Großer Fahnenmast.

Wir verlassen Canberra Richtung Süden. Nach etwa fünf Minuten endet der städtisch geprägte Bereich genau so schnell wieder, wie er gestern begonnen hat. Wir fahren nun durch flaches Weideland, die Landschaft ist allgemein ein wenig brauner als gestern. Die Anzahl der toten Tiere auf der Straße und im Straßengraben ist beeindruckend. Wir sehen jede Menge Känguruhs und einige Wombats. Eigentlich wären wir ja dankbar, diese Tiere endlich im lebenden Zustand aus der Nähe sehen zu können. Wir wollen zum Mount Kosciuszko National Park und nehmen daher den Morano Highway nach Süden. Die Landschaft wird ganz allmählich immer bergiger, in Cooma gibt es bereits Skiverleihe - und das, obwohl die großen Skigebiete noch rund 90 Kilometer entfernt sind. Immerhin stehen nun am Horizont die schneebedeckten Berge und bilden einen beeindruckenden Kontrast zur grünbraunen Landschaft. Über Berridale und Jindabyne erreichen wir den National Park. Im Sommer lohnt sich für den wanderbegeisterten Besucher hier sicherlich ein etwas längerer Aufenthalt. Schließlich bietet sich die Möglichkeit den Mount Kosciuszko zu besteigen - mit 2229 Metern Gipfelhöhe der höchste Berg des Kontinents. Da wir im Frühling unterwegs sind und nicht unser Equipment für Touren im Schnee mitschleppen wollten, haben wir uns aber entschieden, durch den Nationalpark nur durchzufahren. Keine schlechte Entscheidung, denn es liegt noch jede Menge Schnee.


Wombat-Warnschild.


Unterwegs in den australischen Alpen.

In Thredbo Village, einem mondänen Skiort fast direkt unterhalb des Mount Kosciuszko, ist noch Winterbetrieb: Es sind jede Menge Skifahrer und Snowboarder unterwegs, die in den Ort führenden Talabfahrten sind noch in Betrieb. Hinter Threadbo Village führt die Straße noch ein paar Kilometer bergauf, dann erreichen wir eine schön gelegene Passhöhe mit tollem Ausblick. Nach einer kurzen Pause geht es weiter, nun immer bergab an der Westseite des Gebirges. Hier ist der Pflanzenbewuchs wesentlich stärker als an der Ostseite - wir kurbeln unser Auto im dichten Wald um unzählige Haarnadelkurven. Am Kraftwerk Murray I machen wir kurzen Halt. Dieses Kraftwerk wurde 1967 im Rahmen des Snowy Mountains Hydro Electric Scheme eröffnet. Im Rahmen dieses Projekts wurden insgesamt sieben Wasserkraftwerke mit einer Gesamtleistung von knapp 3.8 GW errichtet. Von Murray I sehen wir nur die langen Fallrohre und das Turbinenhaus.


Passhöhe kurz hinter Thredbo Village.


Kraftwerk Murray I.

Wir fahren weiter Richtung Khancoban, verlassen kurz darauf den Wald und überqueren kurz vor Corryong die Grenze zwischen New South Wales und Victoria. Nun fahren wir durch eine saftig grüne Weidelandschaft, die uns sehr an England oder Schottland erinnert. Hier wollen wir auf die C545 nach Süden in Richtung Omeo abbiegen. Allerdings sind sich unsere Reiseführer und der Atlas nicht einig, ob diese Straße asphaltiert ist oder nicht. Mit dem Spaceship wollen wir keine längeren Gravelroads befahren, also sind wir uns nicht ganz sicher, was wir tun sollen. Nach nur wenigen Metern auf der Straße haben wir Klarheit - die C545 ist aufgrund der winterlichen Bedingungen gesperrt. Also weiter auf dem Murray Valley Highway, der hier nahezu direkt in westliche Richtung verläuft. Für leichte Verwirrungen bei der Bestimmung der Himmelsrichtungen führt in Australien übrigens immer wieder der Tageslauf der Sonne. Aufgrund der geographischen Lage des Kontinents überquert diese den Himmel im Norden, was instinktiv - vor allem, wenn man sich Richtung Norden oder Süden bewegt - immer mal wieder für Unbehagen sorgt. Wir kommen an ausgedehnten Überschwemmungsgebieten vorbei, wohl Ausläufer des ziemlich über seine Ufer getretenen Lake Hume. Hier in der Gegend hat es scheinbar in diesem Jahr enorm viel geregnet. Wir fahren durch einige nette kleine Ortschaften mit vielen schön blühenden Obstbäumen in den Gärten.


Fluss an Grenze zwischen New South Wales und Victoria.

Kurz hinter Tallangatta biegen wir nach Süden ab. Da wir Zeit haben, wollen wir unser Etappenziel, Bright, über Nebenstrecken erreichen. Auf diesen teils sehr schmalen Straßen macht das Fahren richtig Spaß. Zudem sehen wir einige Kookaburras, die witzigerweise alle auf Telegraphenleitungen sitzen, irgendwie scheinen sich die Vögel dort wohlzufühlen. Ein vielleicht bekannterer Name für den Kookaburra ist lachender Hans. Warum, das ist sofort klar, wenn man den Laut hört, den dieser Vogel von sich gibt: Ein ziemlich lautes gackerndes Lachen, bei dem man zunächst eher an einen Brüllaffen als an einen Vogel denkt. Das hohe Gras im Straßengraben bzw. die dort lebenden Insekten locken jede Menge rosa Kakadus an, die erschreckt auffliegen, sobald wir uns mit dem Spaceship nähern. Wir sehen neben der Straße die ersten Weinfelder unserer Reise (aufgrund des sonnigen und warmen Klimas in Australien ist es hier scheinbar nicht nötig, den Einfallswinkel der Sonnenstrahlen zu vergrößern, sprich: Weinberge zu errichten bzw. zu benutzen).


Kookaburra.

Als wir Bright erreichen, fast schon zur Abenddämmerung, sehen wir auf einer an einem Berghang gelegenen Wiese rechts der Straße eine größere Herde Känguruhs. Wir versuchen, über Nebenstraßen näher heran zu kommen, landen aber letztendlich am Beginn einer gesperrten Privatstraße in einem Wohngebiet. Hier werden wir von einer Menge laut schreiender Crimson Rosellas begrüßt. Auch wenn es nicht weiter geht - so viele Känguruhs und so nah haben wir bisher im Verlauf unserer Reise nicht gesehen - prima. Bright ist ein sehr vom Tourismus geprägtes aber trotzdem hübsches Städtchen. Wir sind mitten in der Zwischensaison da und somit nahezu die einzigen Touristen. In unserem Hotel sind wir die einzigen Gäste - die Rezeption ist nicht besetzt und unser Zimmerschlüssel klebt in einem Umschlag verpackt an der Tür.

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