28.09.2010: Sydney - Katoomba - Wünderlich

Willkommen bei uns...
Title
Direkt zum Seiteninhalt
28.09.2010: Sydney - Katoomba
Zum Abschluss unseres Sydney-Besuchs spazieren wir direkt nach dem Aufstehen einige Zeit durch die Rocks. Ein ausgiebiges Frühstück später checken wir aus dem Hotel aus, laufen zum Circular Quai und nehmen von dort die Bahn nach Kings Cross. Dieses ehemals als Rotlichtviertel verrufene Gebiet ist inzwischen zum alternativ angehauchten In-Viertel mutiert und bei Einwohnern und Touristen gleichermaßen beliebt. Wir haben mit unseren relativ schweren Reisetaschen leider nicht viel Zeit, uns umzuschauen. Stattdessen suchen wir die William Street samt der dortigen Filiale von Spaceship Campers. Überraschend schnell werden wir fündig. Spaceships sind eine billige Alternative zu Wohnmobilen: Einer normalen Großraumlimousine von Toyota wurde ein Kühlschrank, eine Kochgelegenheit sowie ein Doppelbett eingebaut. Das Ding fährt sich nicht viel anders als ein normaler PKW und ist dementsprechend auch recht sparsam im Verbrauch. Wir werden nett begrüßt, die Übergabe des Autos beginnt auch recht unkompliziert. Allerdings ist leider die Batterie des für uns vorgesehenen Fahrzeugs leer, da angeblich eine Tür über Nacht offen gelassen wurde. Der Chef und zwei Mechaniker schauen sich das Auto ausgiebig an und nach zwanzig Minuten Wartezeit dürfen wir loslegen. Die Geschichte mit der offenen Tür kommt uns ein wenig spanisch vor, aber was sollen wir machen? Es stehen noch zwei andere Camper rum, aber der eine hat im Moment keine Windschutzscheibe und der andere wird gerade an ein junges Pärchen aus den Niederlanden übergeben. Noch dreimal nachgefragt, ob Batterie und Lichtmaschine wirklich OK sind und los geht's.


Altes Haus in den Rocks.

Die nette Mitarbeiterin von Spaceships fährt uns das Auto noch aus der mikroskopisch kleinen Tiefgarageneinfahrt raus, wofür wir ihr sehr dankbar sind. Dann aber sind wir auf uns alleine gestellt: Der Wagen steht glücklicherweise in einer Nebenstraße, so dass niemand mitbekommt, wie Dirk äußerst schüchtern mit vielleicht 10 km/h losfährt und sich alle fünf Sekunden daran erinnert, auch ja auf der linken Seite zu fahren. Ah - da kommt die Einfahrt auf die William Street, schön brav den Blinker setzen und - quietsch - setzt sich der Scheibenwischer in Bewegung. Stimmt, auch die Bedienhebel sind vertauscht... Auf der William Street fahren wir in westlicher Richtung quer durch die Innenstadt und zumindest Katharina als Beifahrerin kann viele Gebäude, die wir gestern zu Fuß besucht haben, noch mal bewundern. Der Verkehr ist ziemlich stark, aber so bleibt man wenigstens automatisch auf der richtigen Straßenseite, da man immer irgendeinen Vordermann vor sich hat. Nach einiger Zeit kommen wir in etwas weniger exklusive Viertel, hier wird die Straße von Autogeschäften und Fast-Food-Läden gesäumt. Noch etwas später geht es auf den Great Western Highway, der seinem Namen alle Ehre macht und uns schnurstracks an Parramatta vorbei ins Landesinnere führt. Unser heutiges Ziel sind die Blue Mountains, die für die frühen Siedler ein schier unüberwindbares Hindernis in Richtung des Landesinneren darstellten. Der Grund für diese Schwierigkeiten wird in etwas abgeschwächter Form auch heute noch deutlich: Hinter Glenbrook führt die - immer noch vierspurige - Autobahn plötzlich mit vielen Kurven sehr steil bergauf. Auch die in der Ebene noch dichte Bebauung wird spärlicher und ab und zu bieten sich rechts und links Ausblicke auf die Eukalyptuswälder der Blue Mountains.


Unterwegs in den Außenbezirken von Sydney.

Die Eukalyptuswälder sind übrigens auch angeblich der Grund für die Namensgebung der Blue Mountains: Von den Blättern der Bäume verdunstet permanent Öl, welches sich in der Luft sättigt und so für den typischen blauen Schimmer sorgt. In den Bergen wird der Great Western Highway über weite Strecken erneuert und erweitert. Da wir vor sehr langen Wartezeiten an den Baustellen gewarnt wurden, sind wir überrascht, als wir ziemlich gut und nahezu ohne Verzögerungen durchkommen. Unser erstes Ziel sind die Wentworth Falls. Wir parken unser Auto und laufen zum Jamison Lookout. Von hier aus bietet sich ein wunderschöner Blick ins Tal mit dem sich schier endlos ausbreitenden Eukalyptuswald. Unterbrochen wird der grüne Teppich nur durch einige helle Sandsteinklippen und Tafelberge. Wir laufen den kurzen Trail bergab zum Princes Rock Lookout, von wo sich ein beeindruckender Blick auf die ganze Pracht der Wentworth Falls bietet. Im Licht des frühen Nachmittags bilden die Wassertropfen der unteren Hälfte des Wasserfalls einen schönen Regenbogen. Im Anschluss laufen wir noch zum offiziellen Wentworth Falls Lookout. Allerdings ist der Blick von diesem Aussichtspunkt im Vergleich zum Princes Rock Lookout ziemlich enttäuschend, da man nur einen winzig kleinen Teil der Wasserfälle sieht.


Blue Mountains vom Jamison Lookout aus gesehen.


Wentworth Falls vom Princes Rock Lookout aus gesehen.

Weiter geht es nach Leura, wo wir zunächst die nicht sonderlich spektakulären Gordon Falls besichtigen. Da finden wir unsere nächsten Stops schon deutlich spannender: Am Sublime Point bieten sich wieder schöne Tiefblicke auf die Eukalyptuswälder der Blue Mountains. Zudem sehen wir von hier aus zum ersten mal die Hauptsehenswürdigkeit der Blue Mountains, die Three Sisters. Eine sehr interessante Formation aus drei einzelnen Gesteinssäulen. Die Legende der Aborigines erzählt, dass ein Vater seine drei schönen Töchter vor einer Schlacht in Stein verwandelte, um sie so zu schützen. Leider überlebte der Vater die Schlacht nicht und so warten seine Töchter auch heute noch darauf, wieder ihre ursprüngliche Gestalt zu erhalten.

Nur wenig entfernt vom Sublime Point besuchen wir den Trail zu den Leura Cascades: Dieser Weg führt entlang des Leura Creek bergab zu den hübschen Kaskaden. Aufgrund der vom Bach stammenden Feuchtigkeit und der Enge des Tals hat sich hier eine Art Regenwald mit jeder Menge Farne gebildet. Wir erwarten hinter jeder Ecke, dass uns auf dem Weg Trolle, Hobbits oder ähnliche Fabelwesen entgegen kommen. An einer Stelle kommt tatsächlich Gegenverkehr, dieser entpuppt sich dann aber leider als ganz gewöhnliche australische Touristen.


Farnbaum entlang des Trails zu den Leura Cascades.


Leura Cascades.

Als wir im vorgebuchten Motel in Katoomba einchecken, ist es schon fast halb vier. Wir haben noch eine längere Wanderung vor uns, und zwar wollen wir über die Grand Staircase direkt an den Three Sisters ins Tal marschieren und dort bis zur so genannten Scenic World, einer Art Freilichtmuseum. Von hier kann man per Seilbahn oder Zahnradbahn wieder bergauf fahren. Wir fragen den Menschen an der Rezeption, wann die letzte Bergbahn fährt - um 16:50. Das wird knapp, denn für die Wanderung braucht man offiziell zwei Stunden. Er betrachtet uns musternd: "Das schafft Ihr locker, also los!". Gesagt, getan - wir fahren zunächst zum Echo Point, dem Aussichtspunkt direkt an den Three Sisters. Dieser ist fast schon übertrieben ausgebaut und sehr von Menschen überlaufen. Ein ziemlicher Kontrast, nachdem wir im bisherigen Verlauf des Tages meistens nahezu alleine unterwegs waren. Wir halten uns aber nicht lange an der Aussichtsterrasse auf, sondern beginnen gleich mit dem Abstieg über die lange Treppe. Relativ bald sind wir wieder völlig alleine und zwar in dichtem Eukalyptuswald. Hier hören wir die fremdartigen Rufe jeder Menge Vögel, am charakteristischsten das Krächzen der Kakadus. Kurz vor Erreichen der Scenic World hören wir ein Rascheln im Wald neben dem Weg und entdecken einen Lyrebird: Diese seltsame Vogelart ist typisch für Australien und auch in voller Pracht auf der Rückseite der 10 Cent-Münze abgebildet. Das auffälligste an Lyrebirds sind ihre wunderschönen langen Schwanzfedern. Diese Vögel spielen eine wichtige Rolle für die Ökologie des Waldes, da sie im Boden nach Nahrung scharren und so große Bereiche des Bodens regelrecht umgraben. Lyrebirds sind perfekte Geräuschimitatoren und benutzen diese Fähigkeit hauptsächlich, um Rufe von fremden Vogelarten nachzuahmen. Im Internet finden sich aber auch Videos, in denen Lyrebirds das Klicken einer Spiegelreflexkamera oder das Dröhnen einer Kettensäge nachmachen.


Die Three Sisters.


Die Grand Staircase.


Blick vom Trail zur Scenic World auf die Three Sisters.


Ein Lyrebird.

Wir kommen rechtzeitig an der Scenic World an und fahren mit der Seilbahn wieder nach oben. Scheinbar rechnet zu dieser Uhrzeit niemand mehr mit Wanderern von unten: Während alle anderen Passagiere mit ihrem Ticket die Schranke zum Giftshop öffnen können, ist die Kasse zum Nachlösen von Karten unbesetzt. Wir warten kurz und versuchen dann, mit Rufen auf uns aufmerksam zu machen. Kurz bevor wir ernsthaft überlegen, die Schranke einfach zu überklettern, reagiert eine Angestellte von anderen Ende des Shops und lässt uns - unter jeder Menge Entschuldigungen - raus. Gerade noch rechtzeitig, um die letzte Fahrt der Scenic Skyway mitzunehmen: Diese Seilbahn überwindet keinen Höhenunterschied, sondern verbindet einfach zwei Punkte an der Kante des Hochplateaus, auf dem wir uns befinden. Dabei bietet sich ein schöner Blick auf die Katoomba Falls, einen von Kakadus umschwirrten Wasserfall. In der Mitte der Gondel ist ein Glasboden eingesetzt, welcher allerdings bei weitem weniger spannend ist als zum Beispiel der auf dem CN Tower in Toronto. Die Fahrt mit der Skyway hat den praktischen Nebeneffekt, dass wir nicht mehr ganz so weit zum Auto zurück laufen müssen.


Katoomba Falls von der Scenic Skyway aus gesehen.


Glasboden in der Scenic Skyway.

Die Three Sisters erstrahlen nun schon im Licht der tief stehenden Sonne. Wir entscheiden uns, nach dem Abendessen noch mal wieder zu kommen, da die Steinformation nachts angestrahlt wird. Gesagt, getan: Da unser Motel relativ nah liegt, laufen wir im Dunklen zum Echo Point und können dabei zum ersten Mal auf unserer Reise den Südhimmel bewundern. Das Kreuz des Südens ist schnell gefunden - einige der bekannten Sternbilder auf der Ekliptik auch schnell identifiziert. Der große Rest ist uns fremd - zum Glück haben wir einen Sternatlas dabei. Von der nächtlichen Beleuchtung der Three Sisters haben wir uns Kitsch pur befürchtet und werden von einer relativ dezenten Farbwahl sehr positiv überrascht.

< 27.09.2010: Sydney                       29.09.2010: Katoomba - Canberra >

Zurück zum Seiteninhalt