03.10.2010: Wilsons Promontory NP - Wünderlich

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03.10.2010: Wilsons Promontory NP
Wir schlafen etwas aus und freuen uns darauf, heute einige der vom Telegraph Saddle aus startenden Trails zu laufen. Eventuell auch - falls es gut läuft - den Rundweg über die Sealers Cove und die Little Waterloo Bay. Das sind zwar gut 34 Kilometer und offiziell mehrere Tagesetappen, wir trauen es uns aber dennoch als Tagestour zu. Als wir jedoch mit dem Spaceship den kurzen Weg zum Trailhead zurücklegen wollen, staunen nicht schlecht, als der Anlasser des Autos nur ein asthmatisches Röcheln und danach nur noch ein leises Klacken von sich gibt. Wir fühlen uns an die Probleme bei der Übergabe des Wagens in Sydney erinnert - als die Batterie angeblich durch eine offene Tür während der Nacht entladen wurde. Scheinbar hat die Batterie es nicht gemocht, dass wir gestern Abend für einige Zeit unsere mitgebrachte Stablampe an den Zigarettenanzünder gehängt haben. Nachdem an vielen Zelten rund um unseren Stellplatz Frühstückszeit ist, fragen wir rum, ob jemand ein Starthilfekabel hat. Hat aber keiner, und auch des Angebot, uns anzuschieben, müssen wir leider ablehnen - das würde bei einer Automatikschaltung nicht wirklich den gewünschten Effekt haben. Also laufen wir zum Visitor Center, warten, bis dieses um 9:30 Uhr öffnet und erklären dann einer Rangerin unser Problem. Nachdem es den Rangern in den Nationalparks der USA teilweise angeblich verboten ist, bei technischen Problemen mit dem Auto zu helfen, sind wir sehr erfreut, als die Rangerin in ein Hinterzimmer verschwindet und nach kurzer Zeit mit einem tragbaren Gerät wieder auftaucht. Dieser kleine Kasten beinhaltet eine Batterie, einen Ladestandanzeiger sowie die für Starthilfe nötigen Kabel. Wir dürfen die Box gegen Pfand mitnehmen und sollen sie bis um 16:30 wieder zurück bringen. Wieder zurück am Auto stellt sich die sehr interessante Frage, welche der beiden Batterien des Spaceships die für den Startvorgang zuständige Primärbatterie ist. Nachdem wir diese Frage elegant per Trial-and-Error geklärt haben, können wir endlich aufbrechen. Da wir zwei Nächte hier gebucht haben und die nächste Autowerkstatt mehr als hundert Kilometer entfernt ist, setzten wir den Tag ganz pragmatisch weiter wie geplant fort. Die Batteriebox nehmen wir einfach mit.

Für eine 35 Kilometer lange Runde reicht die Zeit natürlich nicht mehr, also beschließen wir, die zehn Kilometer vom Telegraph Saddle zur Sealers Cove und wieder zurück zu laufen. Der Weg entpuppt sich als äußerst abwechslungsreich: Zunächst geht es durch einen lichten Eukalyptuswald leicht bergauf zum Windy Saddle, einer bewaldeten Passhöhe mit einer kleinen Lichtung. Von hier an geht es mehr oder weniger steil bergab in einen schönen Regenwald, der uns an unseren Besuch im Tarra Bulga National Park erinnert. Die Anzahl der Vögel, die sich durch mehr oder weniger schräge Pfeiftöne zu erkennen gibt, ist äußerst beeindruckend. Viele dieser Geräusche könnte man aufnehmen und prima als Handyklingelton vermarkten. Nach einiger Zeit flacht der Weg ab und verläuft von nun an auf einem Boardwalk durch eine mit lichtem Wald bestandene Sumpflandschaft. Der Boardwalk endet nach einiger Zeit an einer kleinen Bogenbrücke und direkt danach erreichen wir die Sealers Cove.


Trail zur Sealers Cove im Eukalyptuswald.


Trail zur Sealers Cove im Regenwald.


Sumpflandschaft.

Wir fühlen uns auf die Insel von Robinson Crusoe versetzt: Der Wald endet direkt an einer Bucht mit schönem hellen Sandstrand und türkisfarbenen Wasser. Während im Landesinneren der Himmel zu sehen war, ist das Meer von dichtem Nebel bedeckt. Das gibt der Szenerie eine zusätzliche mystische Stimmung. Wir pausieren kurz und genießen den Ausblick. Dann machen wir uns an den langen Rückweg. Dabei treffen wir eine Gruppe von Mehrtageswanderern. Obwohl diese drei Herren deutlich älter sind als wir, hängen sie uns auf der Ebene ohne Probleme ab. Wir sind beeindruckt ob der Fitness der australischen Wanderer. Als wir aber in den Regenwald kommen und damit zu den ersten steilen Stellen des Weges, überholen wir die Australier und sehen sie danach nicht mehr wieder. Der Eukalyptuswald zwischen dem Windy Saddle und den Parkplatz ist durch die inzwischen schon höher stehende Sonne gut aufgeheizt und hier merken wir, dass dieser Hike doch ziemlich Kraft gekostet hat. Wieder am Auto angelangt freuen wir uns sehr auf kühle Getränke und Tim Tam-Kekse aus dem Kühlschrank des Spaceships. Während einer längeren Rast entscheiden wir, gleich auch noch den Mount Oberon zu besteigen - die Zeit müsste danach noch gut ausreichen, um das am Morgen ausgeliehene Ladegerät zurückzugeben.


Strand an der Sealers Cove.


Boardwalk.

Der Weg auf den Mount Oberon entpuppt sich als relativ einfallslos angelegte Forststraße. Einfallslos deswegen, da man in Australien scheinbar von der Erfindung der Serpentine nicht viel hält und diese daher sehr sparsam einsetzt. Stattdessen führt der Weg größtenteils schnurgerade seitlich entlang der Bergflanke hoch. Immerhin aber im Wald, somit ist es schattig. Kurz unterhalb des Gipfels verlässt die Straße den Wald und erreicht die vermeintlich auf dem Gipfel stehenden Funkmasten. Ab hier geht es deutlich abwechslungsreicher über Treppen und Felsen weiter zum eigentlichen Gipfel. Diesen erreichen wir mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch kriechend, sind aber sofort überwältigt vom tollen Ausblick. Der Gipfel des Mount Oberon ist mit 558 Metern der höchste Punkt im Wilsons Promontory National Park und bietet somit einen 360-Grad-Rundumblick. Wir sehen im Westen das endlose Meer, im Süden über weite Strecken den Verlauf des Trails zur Sealers Cove und im Norden die verschiedenen Buchten mit dem Rocky River Campground sowie dem Squeaky Beach. Nach kurzer Pause geht es relativ schnell wieder zurück zum Auto.


Blick vom Mount Oberon nach Süden.


Blick vom Mount Oberon nach Norden.

Das Spaceship springt erfreulicherweise ohne Probleme an - nun hurtig zurück zum Campground um das Ladegerät zurückzugeben. Zusätzlich wollen wir im Shop frische Getränke kaufen - wir haben sämtliche vorhandene Flüssigkeit vor, während und nach den beiden heutigen Hikes ausgetrunken. Um kurz nach vier am Visitor Centre angekommen hat dieses seltsamerweise schon geschlossen - ebenso der Shop nebenan. Offizieller Ladenschluss ist doch um 16:30 Uhr - haben wir etwas verpasst? Das haben wir in der Tat, nämlich dass in Australien die Umstellung zwischen Winter- und Sommerzeit zu anderen Terminen stattfindet als in Europa - und zwar in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober... Naja, in den Sanitäranlagen des Campgrounds gibt es Trinkwasser und das Ladegerät wird es auch bis morgen bei uns aushalten. Wir legen eine ausgiebige Picknickpause ein, umschwirrt von jeder Menge hungriger Crimson Rosellas. Zum ersten Mal hören wir die Geräusche, die diese Papageien von sich geben - eine Mischung aus dem Quietschen einer Gummiente mit dem Fiepen von R2D2 aus Star Wars.


Junger Crimson Rosella.


Bettelnder Crimson Rosella.


Startender Crimson Rosella.

Inzwischen rückt der Sonnenuntergang näher. Wir wollen die Gelegenheit nutzen, dass wir uns an einem der wenigen Orte von Ostaustralien befinden, an denen die Sonne über dem Meer untergeht. Nachdem der von uns eigentlich angesteuerte Whiskey Beach gesperrt ist, fahren wir eine Bucht zurück zum Picknick Beach. Da es schon dunkel wird, sind wir sehr vorsichtig unterwegs - Katharina als Beifahrerin liest aus der Parkzeitung vor, auf welche Tiere man hier beim Autofahren in der Dämmerung achten muss. Genau in dem Moment in dem sie bei Wombats angelangt ist, läuft eines dieser Tiere auf die Straße, weicht zunächst nach links in den Straßengraben aus, überlegt es sich dann anders und rennt wieder auf die Straße. Es überquert die Straße vor unserem Spaceship und läuft dann im rechten Straßengraben einige Zeit lang panisch neben uns her. Den Picknick Beach erreichen wir nach kurzer Wanderung und erleben dort einen wunderschönen Sonnenuntergang.


Picknick Beach kurz vor dem Sonnenuntergang.


Sonnenuntergang am Picknick Beach.

Wieder zurück am Campground gibt es zunächst ein Abendessen und danach noch australische Wildlife pur: Ist man in der Nacht auf dem dunklen Campground unterwegs, so fallen viele niedrige dunkle Schatten auf, wo tagsüber nur Wiese ist. Aus der Nähe betrachtet, handelt es sich um Wombats, die hier in der Nacht die ehrenvolle Aufgabe eines Rasenmähers übernehmen. Einige dieser Tiere nehmen Reißaus, wenn man sich nähert. Einige andere dagegen lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen und sogar streicheln. Als wir wenig später lesend und Reisebericht schreibend an einem Picknickplatz sitzen, sehen wir ein schwarzes Tier um die Ecke laufen. Dabei handelt es sich nicht - wie wir zunächst annehmen - um einen Wombat, sondern um ein Possum. Leider haben wir keine Kamera zur Hand, um dieses niedliche Beuteltier abzulichten.
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