11.10.2010: Mount Gambier - Victor Harbour - Wünderlich

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11.10.2010: Mount Gambier - Victor Harbor
Wir verlassen Mount Gambier auf dem Princess Highway nach Nordwesten. Neben der Straße sehen wir wieder plantagenartig angelegte Kiefernwälder. Es sind auch viele Holzlaster unterwegs und wir kommen an einer großen Holzmühle vorbei. In Millicent biegen wir nach links auf den kleinen Southern Ports Highway ab, auf dem wir sehr pittoresk nach Robe kommen. Robe ist eine nette kleine Hafenstadt, die Mitte des 19. Jahrhunderts zu plötzlichem Wohlstand kam, als tausende chinesische Einwanderer hier anlandeten. Die Chinesen wollten eigentlich zu den Goldfeldern von Victoria. Dadurch, dass sie in South Australia an Land gingen, sparten sie sich die in Victoria fällige Einreisegebühr in Höhe von 20 Dollar. Robe liegt übrigens rund 500 Kilometern von den damaligen Goldfeldern bei Bendigo entfernt. Diese Strecke musste zu Fuß zurückgelegt werden - das würde heute wohl niemand mehr auf sich nehmen, um 20 Dollar zu sparen...


Strand bei Robe.

Die Chinesen brauchten natürlich Unterkunft und Nahrung. Vom Aufschwung, den Robe damals nahm, zeugen noch heute zahlreiche schöne alte Häuser an der Hauptstraße. Es weht ein ziemlich steifer Wind, dennoch schauen wir uns ausgiebig in der Innenstadt und am Hafen um. Nahe dem alten Zollhaus am Hafen gibt es eine interessante Ansammlung von Denkmälern: Eines erinnert an Matthew Flinders, der im Rahmen seiner Umseglung von Australien im Jahr 1802 hier vorbei kam. Ein weiteres Denkmal erinnert zweisprachig an die lange Reise der chinesischen Goldgräber. Und ein drittes an das holländische Schiff Konig Willem II, das hier verunglückte - witzigerweise, nachdem das Schiff eine Gruppe Chinesen aus Hong Kong hierher transportiert hatte. Auf dem Weg in die Innenstadt, wo wir uns ein Frühstück besorgen wollen, finden wir noch ein weiteres sehenswertes Denkmal - eine mitten auf der Straße ausgestellte deutsche Seemine von 1941.


Altes Zollhaus in Robe.

Bei Kingston SE trifft der Southern Ports Highway wieder auf den Princess Highway. In dieser Stadt gibt es ein weiteres jener "Big Things", die man eher in Amerika erwarten würde als in Australien: Hier steht ein überdimensionaler Lobster namens Larry. Die Idee zur Errichtung von Larry entstand laut der angebrachten Schautafel während eines USA-Aufenthalts. Angeblich war der Lobster ursprünglich wesentlich kleiner geplant. Beim Bau wurden dann allerdings die auf dem Plan verwendeten Angaben anstelle in Fuß in Metern gedeutet - was einer Vergrößerung um etwa den Faktor drei entspricht. Ein schönes Bespiel, was passieren kann, wenn man Einheiten verwechselt - und für die Nachwelt erheblich sinnvoller als ungebremst auf die Planetenoberfläche krachende Marssonden.


Larry.

Der Princess Highway verläuft im Hinterland der Küste parallel zu dieser. Damit hier auch schnurgerade und dementsprechend einschläfernd. Dieser Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass rechts und links der Straße sehr eintönig niedrige Eukalyptusbüsche stehen. Über hundert Kilometer die gleichen niedrigen Eukalyptusbüsche. Bei 42 Mile Crossing machen wir daher eine kleine Pause in Form eines Abstechers in den Coorong National Park. Über eine knapp zweieinhalb Kilometer lange Gravelroad erreichen wir einen Parkplatz und Campground inmitten einer relativ flachen Marsch- bzw. Dünenlandschaft. Von hier aus führt ein einen Kilometer langer Trail sehr abwechslungsreich zum Meer. Von den hier angeblich zahlreichen heimischen Vogelarten sehen wir nicht viel, dafür aber jede Menge schön blühender Frühlingsblumen.


Unterwegs im Coorong National Park.

Und wir machen zum ersten Mal Bekanntschaft mit einer typisch australischen Plage, die vor allem im Sommer im Outback sehr schlimm sein soll: Fliegen. Warum wir im bisherigen Verlauf unserer Reise vor dieser Plage verschont geblieben sind - eher wegen der Jahreszeit oder wegen der geographischen Lage der Route - wissen wir nicht. Nun aber werden wir während unserer gesamten Wanderung intensiv von einer größeren Menge fliegender Plagegeister umschwirrt. Nach knapp 20 Minuten erreichen wir einen wunderschönen weißen Sandstrand. Die Farbe des Meeres ist wieder intensiv türkisgrün. Der Strand ist bedeckt mit einer mehrere Zentimeter dicken Schicht von Muschelschalen. So entsteht also der Kalkstein, in dem kommende Generationen von Höhlenforschern in vielen Jahren ihre Gäste herumführen.


Mit Muschelschalen bedeckter Strand im Coorong National Park.

Wir fahren weiter. Kurz vor Meningie wird die Landschaft viel abwechslungsreicher und offener, zudem wird der Straßenverlauf kurviger und hügeliger. Hier rächen wir uns übrigens - unabsichtlich - für die nervige Begegnung mit den Fliegen im Coorong National Park: Wir, bzw. die Windschutzscheibe unseres Spaceships löscht einen zufällig vorbeikommenden Fliegenschwarm komplett aus. Das wird begleitet von einem kurzen prasselnden Geräusch, wie bei Hagel. So etwas haben wir in dieser Intensität im Verlauf von vielen Jahren Autofahren noch nie erlebt.

Wir wollen auf die Fleurieu Peninsula und müssen dazu den Murray River überqueren. Dieser ist der zweitlängste Fluss Australiens und spielt eine wichtige Rolle bei der Wasserversorgung des gesamten Südostens des Landes. Wir sind diesem Fluss ja schon bei unserer Etappe von Canberra nach Bright in Victoria sehr nahe gekommen. Die nächste Brücke über den Murray würde für uns einen unverhältnismäßigen Umweg bedeuten und von der nahe gelegenen Fähre bei Wellington kennen wir weder den Fahrplan noch die Preise. Da die Beschilderung in Richtung Fleurieu Peninsula zur Fähre führt, probieren wir diese aus. Zu unserem Glück pendelt die Fähre ununterbrochen hin und her und zudem ist die Fahrt kostenlos. Prima, viel Zeit gespart.

Nach der Fährfahrt fahren wir zunächst wieder durch eine Marschlandschaft. Hinter Strathalbyn ändert sich das Bild, hier gibt es nun viele Weinfelder. Wir fahren weiter nach Victor Harbor, wo wir ein Motelzimmer gebucht haben. Die Straße erreicht Victor Harbor über einen kleinen Hügel, von dem aus wir einen schönen Blick auf die Stadt und das vorgelagerte kleine Granite Island haben. Die Insel ist durch einen Holzsteg mit dem Festland verbunden. Über diesen Steg kann man zu Fuß laufen oder mit einer pferdegezogenen Bahn fahren. Die Bucht wurde schon 1802 von Matthew Flinders entdeckt. Dieser traf sich hier mit seinem französischen Kollegen Nicolas Baudin, der im Auftrag der französischen Regierung die Südküste Australien kartographierte. Die Bucht, in der das Treffen statt fand, heißt heute Encounter Bay. Später wurden hier Walfangstationen gegründet, heute lebt die Stadt hauptsächlich vom Tourismus.



Die Pferdebahn nach Granite Island.


Der Holzsteg zwischen Granite Island und dem Festland.

Wir parken unser Spaceship am Hafen, kaufen uns Tickets für die Pinguintour heute Abend und machen uns auf, um Granite Island anzuschauen. Ein Trail führt einmal um die Insel herum. Die Landschaft wirkt sehr irisch. An einem Ende der Insel liegen interessant von der Erosion bearbeitete Granitbrocken herum, quasi eine kleine Variante der Remarkable Rocks auf Kangaroo Island, die wir uns in ein paar Tagen anschauen wollen. Im Verlauf der Wanderung laufen wir zwei komischen Echsen mit Stummelschwanz über dem Weg, laut unserem Naturführer handelt es sich dabei um Tannenzapfenechsen.


Irisch wirkende Landschaft auf Granite Island.


Interessant erodierte Steine.


Tannenzapfenechse.

Wir laufen zurück zum Auto, holen uns ein Abendessen und checken im Motel ein. Als wir soweit sind, müssen wir uns fast schon für die Pinguintour auf den Weg machen. Da unser Motel in der Innenstadt liegt, können wir zu Fuß laufen. Wieder über den Holzsteg geht es nach Granite Island und zum dortigen Kiosk und Restaurant am Penguin Centre. Granite Island ist einer von mehreren Plätzen im Süden von Australien, an denen man Zwergpinguine beobachten kann. Den bekanntesten dieser Plätze, Phillip Island, haben wir ja ausgelassen, weil wir keine Lust auf einen Massenauflauf hatten. Umso entsetzter sind wir, als hinter uns eine Horde von bestimmt hundert Schulkindern über den Holzsteg lärmt. Diese erhalten dann allerdings glücklicherweise eine eigene Tour, so dass wir - wie üblich - mit etwa zwanzig anderen Leuten unterwegs sind.


Pinguinstatue auf Granite Island.

Unser Tourguide heißt Steve und ist offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache. Auch wenn man hier - im Gegensatz zu Phillip Island - nicht sieht, wie die Pinguine an Land kommen, sind wir schnell sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben. Wir erfahren viel über die kleinen Zwergpinguine und sehen einige der putzigen Gesellen an Land stehen oder zu ihren Nistplätzen stapfen. Um die Tiere möglichst wenig zu stören, leuchtet Steve sie immer nur sehr kurz mit einer roten Taschenlampe an. Wir treffen einen männlichen und einen weiblichen Pinguin vor ihrer gemeinsamen Höhle. Während das Weibchen in dir Höhle verschwindet, kündigt das Männchen unseren Besuch an. Aus der Höhle ertönt daraufhin das Piepen von frisch geschlüpften Jungtieren. Die Gruppe hält respektvollen Abstand. Als Höhepunkt sehen wir wenig später zwei schon ein wenig ältere, aber immer noch sehr fluffig aussehende Jungtiere. Eine Begegnung mit einer ganz anderen Art Tier haben wir dann auch noch, und zwar mit einem Possum - genau so eines, wie wir es am Campground im Wilsons Promontory National Park gesehen haben, nur hier etwas jünger und kleiner.


Zwei junge Zwergpinguine.

Zurück im Hotel stellen wir unseren Wecker für morgen auf eine sehr frühe Zeit. Wir haben die morgendliche Fähre nach Kangaroo Island gebucht, allerdings hat uns Steve zum Abschluss verraten, dass man momentan in der Nachbarbucht zwei Wale beobachten kann - eine Mutter und ein Jungtier. Wir hätten erwartet, dass die Saison für Whale Whatching schon vorbei ist, wollen aber die sich unerhofft aufgetane Möglichkeit unbedingt nutzen.
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