13.10.2010: Kangaroo Island - Wünderlich

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13.10.2010: Kangaroo Island
Nach einem kurzen Frühstück wollen wir uns den Rest des Nationalparks genauer anschauen, insbesondere die Küste. Doch leider macht uns erneut das Auto einen Strich durch die Rechnung: Ähnlich wie vor zehn Tagen in Wilsons Promontory National Park springt das Spaceship nicht an. Und ähnlich wie im Wilsons Promontory National Park können wir uns Hilfe am Visitor Centre holen. Ein Ranger mit einem speziell ausgerüsteten Truck trifft sich mit uns an unserem Stellplatz und fünf Minuten später schnurrt das Spaceship wieder. Wir können zur Ursachenforschung übergehen. Eigentlich haben wir die Primärbatterie so weit wie möglich geschont - aber Moment: Nach unserer gestrigen Wanderung hat Katharina kurz das Licht in der Fahrerkabine eingeschaltet, um im Naturführer die gesichteten Tiere nachzuschlagen. Das hat ausgereicht, die Kapazität der Batterie unter das zum Starten des Autos nötige Minimum zu drücken? Könnte das dann nicht beispielsweise auch die elektrisch angesteuerte Zentralverriegelung schaffen? Oder irgendein anderes im Auto verbautes elektrisches Gerät? Morgen früh müssen wir rechtzeitig die Fähre zum Festland erreichen und somit am Campground aufbrechen bevor das Visitor Centre öffnet. Was wenn wir dann dasselbe Problem haben und niemand da ist, der helfen kann?

Ähnlich wie im Wilsons Promontory National Park ist die nächste Autowerkstatt rund 100 Kilometer entfernt. Zudem geben wir das Auto ja morgen schon zurück. Aber Dirk will das Problem ein für alle mal aus der Welt geschafft haben. Also brechen wir Richtung Kingscote auf, um das Auto in der gestern gesichteten Toyota-Werkstatt vorzuführen und im Falle einer nötigen Reparatur oder Batterieaustauschs bei Spaceship anzurufen. Die Fahrt nach Kingscote - dieses mal nehmen wir die nördliche der beiden Verbindungsstraßen - verläuft unspannend und geht erstaunlich schnell vorüber. Der nette Mechaniker vom Toyota-Service checkt zunächst die Primär- und die Sekundärbatterie: Beide in Ordnung. Eine Überprüfung der Verkabelung ergibt, dass einer der Kontakte zur Primärbatterie nur sehr lose sitzt. Laut dem Mechaniker ist es sehr wahrscheinlich, dass die Batterie deshalb nicht komplett aufgeladen werden kann. Er ist sich jedenfalls sicher, dass nun alles in Ordnung ist. Sein Wort in Gottes Ohr. Da der Service kostenlos ist, drücken wir ihm ein dickes Trinkgeld in die Hand und fahren zur benachbarten Tankstelle um das Auto etwas Benzin schlürfen zu lassen. Bei Bezahlen des Benzins im Tankstellenshop treffen wir unseren Automechaniker, der gerade unser Trinkgeld in Soft Drinks und Süßzeug investiert.

Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil ziehen die durch den Abstecher nach Kingscote unfreiwillig verlorenen gut zweieinhalb Stunden nach sich: Als wir uns wieder der Südwestecke der Insel nähern, reißt die über der gesamten Insel hängende Wolkendecke genau dort ein wenig auf. Wir fahren am Visitor Centre des Flinders Chase National Park vorbei zum Cape du Couedic. Wir parken am schönen Leuchtturm und laufen den gut einen Kilometer langen Weg zur Steilküste. Hier gibt es einige Aussichtspunkte von denen man aus luftiger Höhe die faul auf den Felsplatten am Meer liegenden Seals beobachten kann. Im Unterschied zu gestern handelt es sich dabei nicht um Seelöwen, sondern um Seebären. Ein entscheidender Unterschied ist, dass Seebären ein dichtes Unterfell besitzen und somit im Wasser nicht nass werden. Dafür wird ihnen an Land schnell heiß, so dass die träge herumliegenden Tiere häufiger zur Abkühlung ein Bad im Meer nehmen. Dabei beobachten wir die Tiere eine Weile lang und machen uns dann auf zum Admiral's Arch.


Steilküste am Cape du Couedic.


Leuchtturm am Cape du Couedic.

Der Admiral's Arch ist ein großer und direkt am Meer befindlicher natürlich geformter Bogen. Rein von der Definition her, die wir im Südwesten der USA gelernt haben, handelt es sich dabei nicht um einen Arch sondern um eine Bridge, aber wir wollen nicht kleinlich sein. Der Trail führt über einen Boardwalk die Klippen der Steilküste herunter, um einen Vorsprung herum und dann direkt auf den Bogen zu. Dieser ist aus dunklem, ja fast schwarzem Gestein geformt und stellt daher einen starken Kontrast zum hellen Meer und Himmel dahinter dar. Nicht unbedingt einfach zu fotografieren. Die Decke ist mit Tropfsteinen behängt. Da der Trail bergab führt, kommen wir auch näher an die Felsen heran, auf denen die Seals liegen. Einige dieser Tiere haben es sich auch direkt unter dem Bogen bequem gemacht. Viele von ihnen schlafen oder dösen. Einige Seals beobachten wir auch im Wasser oder beim Versuch, das Meer zu verlassen und auf die Klippen zu klettern. Besonders angetan haben es uns drei Jungtiere, die im aufgewühlten Wasser miteinander rangeln und dabei gar nicht zimperlich miteinander umgehen. Ehe wir uns losreißen, beobachten wir das wilde Treiben fast eine Stunde lang.



Der Admiral's Arch.


Schlafende Seebären am Admiral's Arch.


Blick vom Cape du Couedic auf die Remarkable Rocks.

Unser nächstes Ziel ist nicht weit entfernt: Vom Parkplatz am Leuchtturm fahren wir ein kleines Stück zurück in Richtung Landesinneres und biegen dann nach rechts ab, zu den Remarkable Rocks. Diese faszinierenden Granitbrocken haben wir schon vom Admirals Arch aus am Horizont stehen gesehen. Vom Parkplatz führt ein kurzer Trail zu den Rocks. Diese liegen wie absichtlich dort hindrapiert auf einem kleinen Felshügel. Wie auf den hier angebrachten Infotafeln erklärt, haben die Brocken und der Felshügel denselben Ursprung: Vor langer Zeit wurde eine horizontale Granitschicht durch seismische Kräfte hochgedrückt, um schließlich eine Art Buckel zu formen. Die Oberfläche des Buckels war der Erosion ausgesetzt und es bildeten sich tiefe Risse. Als diese Risse in Laufe der Zeit anwuchsen, lösten sich quasi die Granitbrocken von dem Granitbuckel ab. Und liegen heute noch dort, von der Erosion in faszinierende Formen gebracht.


Die Remarkable Rocks.

An der dem Meer zugewandten Seite fällt der Hügel sehr steil ins Meer ab. Hier sind Hinweissymbole am Boden angebracht: Bis hierher und keinen Schritt weiter. Vor einigen Jahren wagte sich ein deutscher Tourist zu nahe an die Kante und wurde von einer großen Welle ins Meer gespült. Zwei Australier sprangen ins Meer, um den Touristen zu helfen. Während der unvorsichtige Deutsche wieder an Land gespült wurde, kamen die beiden mutigen Helfer ums Leben. Wir begutachten die Remarkable Rocks vorsichtig von allen Seiten und sind fasziniert von den immer neuen Perspektiven, die sich bieten. Die Stimmung wird perfektioniert durch das intensiv türkisfarbene Meer.


Ein Remarkable Rock.


Noch ein Remarkable Rock.

Wir fahren zurück zum Campground und holen dort unser ausgefallenes Frühstück nach. Nun wäre noch eine Wanderung schön. Der Ravine des Casoars Trail im nördlichen Teil des Nationalparks ist gesperrt. Aufgrund des Buschfeuers 2007 auch fast alle Wanderwege in der Nähe des Campgrounds. Und aufgrund der heute Vormittag verloren gegangenen Zeit wollen wir auch nicht mehr allzu weit herumfahren. Was tun? Wir sind pragmatisch und beschließen, ein Stück auf der unasphaltierten West Bay Road abzulaufen. Diese startet direkt hinter dem Visitor Centre und führt im Landesinneren durch Wald an die westlichste Spitze von Kangaroo Island. Abzweigungen führen ans Meer, an die Mündungen von Rocky River, Sandy Creek und Breakneck River. Um diese Abzweigungen zu erreichen, sind wir wohl zu spät unterwegs. Die Straße ist recht schmal und erinnert ein wenig an die Forstwege, über die man beim Bergwandern ja auch einen Teil der Strecke zurücklegt. Alle halbe Stunde kommt ein Auto vorbei und man grüßt sich freundlich.


Unterwegs auf der West Bay Road.

Wir wollen hauptsächlich Ausschau nach Tieren halten. Nachdem wir gestern schon die auf Kangaroo Island heimischen Känguruharten gesehen haben, hoffen wir auf einen Echidna. Und wir werden nicht enttäuscht: Während dem Laufen schauen und hören wir ständig nach links und rechts in den Wald und ins Untergehölz. Auf dem Hinweg sehen wir einen sich gerade davonmachenden Echidna von hinten. Ein komischer Anblick. Aufgrund der schaufelförmig geformten Füße (die Hinterfüße des Schnabeligels wirken zudem so, als wären sie verkehrt herum angebracht worden) haben diese Tiere einen ziemlich wackelnden Gang. Leider sind sie auch äußerst schüchtern. Sobald sie einen Menschen hören oder sehen, laufen sie entweder davon oder versuchen sich irgendwie zu verstecken - durch Eingraben oder Zusammenrollen. Und das auch, wenn keine unmöglichen deutschen Touristen an ihren Stacheln ziehen. Auf dem Rückweg haben wir allerdings wirkliches Glück: Ein Schnabeligel rollt sich direkt an der Straße zusammen. Wir hocken uns im respektvollen Abstand hin und warten geduldig einige Minuten. Nach einiger Zeit entrollt sich das Tier, läuft über die Straße und wackelt davon.


Ein Schnabeligel.

Wir können unserer Liste der in Australien gesehenen seltsamen Tierarten übrigens noch ein Tier hinzufügen und zwar eines, mit dem wir gar nicht gerechnet hatten: Kurz hinter der Abzweigung, an der eine Gravel Road zum Nordende der Insel abgeht, durchquert die Straße eine Floodway. Im Gebüsch am rechten Straßenrand kurz vor der Furt liegt eine wunderschöne, ungefähr einen Meter lange Echse uns schaut uns neugierig an. Hierbei handelt es sich um einen Goanna. In Deutschland sind diese Tiere nicht so bekannt, ein Goanna spielt aber zum Beispiel unter dem Rollennamen Joanna eine tragende Rolle als Haustier des Bösewichts im Zeichentrickfilm "Bernhard und Bianca im Känguruhland".


Ein Goanna.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz sehen wir noch ein Kangaroo Island-Känguruh, das direkt vor uns durch den Wald bricht, über die Straße hüpft und wieder im Wald verschwindet. Der Campground ist immer noch fast komplett leer. Beim Abendessen kommen wir mit einem Teil des älteren Pärchens ins Gespräch, die auch gestern schon hier waren. Die nette Dame kommt ursprünglich aus Holland und lebt nun schon seit einigen Jahrzehnten in Australien.


Spuren des großen Feuers von 2007: Angsttriebe an den Bäumen.

Am Spaceship sind wir trotz der heute früh erfolgten Reparatur so vorsichtig wie noch nie und verzichten auf die Zentralverriegelung sowie sogar auf jegliche Belastung der sekundären Batterie - Kühlschrank und Innenraumbeleuchtung bleiben aus. Mal schauen, ob wir morgen hier wegkommen...
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