10.10.2010: Halls Gap - Mount Gambier - Wünderlich

Willkommen bei uns...
Title
Direkt zum Seiteninhalt
10.10.2010: Halls Gap - Mount Gambier
Wir stehen kurz nach Sonnenaufgang auf. Dennoch ist schon ein großer Teil der Känguruhs vom Campground und auch der benachbarten Wiese verschwunden. Wir beobachten eine Weile die wenigen verbleibenden Tiere und machen uns dann wieder auf den Weg. Wieder verlassen wir Halls Gap in nordwestliche Richtung, dieses Mal aber bei deutlich besserem Wetter als gestern. Wir erreichen bald den Wonderland Carpark, einen großen Parkplatz von dem aus einige schöne Wanderungen ausgehen. Diese sind allerdings leider zum Teil gesperrt. Wir entscheiden uns für den Trail durch den Grand Canyon zum The Pinnacle. Der Grand Canyon ist etwas weniger beeindruckend als sein großer Namensvetter in Arizona: Es handelt sich um eine Schlucht im für diesen Nationalpark typischen schwarzen Granitgestein.


Der Grand Canyon im Grampians National Park.


Interessante Gesteinsstrukturen auf dem Weg zum Pinnacle.

Am Ende des Canyons kann man entweder außen herum wieder zurückgehen oder über weitere 1.4 Kilometer weiter zum Pinnacle. Dieser Teil des Weges  führt teilweise sehr interessant durch eine weitere, viel engere, Schlucht und über eine große Ebene mit Granitfelsen. Der Pinnacle selber ist ein aus einer Abbruchkante herausragender, mit einem Aussichtspunkt versehener Felspfeiler. Das angebrachte Geländer, das an der Spitze zwangsläufig zusammenläuft, lässt zwangsläufig die Erinnerung an einen sehr bekannten Film von 1997 aufkommen und wir müssen uns sehr zurückhalten, uns nicht an die Spitze zu stellen und "I am the king of the world" zu rufen. Der Blick ins Tal ist sehr schön, auch wenn wir Halls Gap von oben inzwischen sehr gut kennen.


Ebene mit Grantitfelsen kurz vor dem Pinnacle.


Blick vom Pinnacle.

Auf dem Rückweg treffen wir ein deutsches Pärchen wieder, denen wir gestern schon auf dem Campground kurz über den Weg gelaufen sind. Wir laufen den Trail gemeinsam zu Ende. Die beiden sind mit einem Apollo HiTop-Camper unterwegs, der ja im Vergleich zum Spaceship deutlich mehr Platz bietet. Allerdings erzählen sie uns, dass sie aufgrund der Straßenlage und des Verbrauchs viel lieber ein Spaceship gehabt hätten, aber keines von Adelaide aus verfügbar war. Diese Aussage steht im interessanten Widerspruch mit einigen Meinungen im Internet, die ein Spaceship für längere Touren für viel zu klein halten, deckt sich aber mit unserer Meinung. Wir haben unser Auto nämlich inzwischen sehr zu schätzen gelernt. Da die Route der beiden genau umgekehrt zu unserer verläuft, können wir gegenseitig Erfahrungen und Tipps tauschen. So wollten wir eigentlich Mount Gambier mit dem bekannten Kratersee auslassen, da wir diesen noch im winterlichen Grau erwartet hätten. Laut Aussage der beiden ist die Farbe des Sees allerdings schon auf Blau umgesprungen, einige Monate zu früh. Interessant.

Wir verlassen den Park nach Norden und machen nur noch an zwei schönen Punkten Halt: Zum einen im Wartook Valley, wo wir direkt an der Straße stoppen, um den Ausblick über eine wunderschön mit gelben Frühlingsblumen bewachsene Wiese auf die Ausläufer der Berge zu genießen. Die Frühlingsblumen haben es auch zwei Emus angetan, die gemütlich am Fressen sind. Unser zweiter Stop ist der Ngamadjidj Shelter, zu erreichen über eine kurze Gravel Road. Dabei handelt es sich um eine von vielen Stellen im National Park, an denen Kunstwerke der Aborigines gefunden wurden. Lediglich fünf dieser Stellen sind der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Der Trail zu den Zeichnungen ist leider nur sehr kurz. Die Rock Arts selber müssen durch ein Gitter geschützt werden. Wir finden es schade, dass so etwas nötig ist. "Ngamadjidj" bedeutet übrigens übersetzt "weißer Mann" und bezieht sich auf die weiße Farbe der Zeichnungen.


Wiese mit Frühlingsblumen um Wartook Valley.


Der Ngamadjidj Shelter im Grampians National Park.


Allee nördlich des Grampians National Park.

Wir fahren nach Horseham und biegen dort auf den direkt nach Westen führenden Wimmera Highway ab. Die Landschaft wirkt hier schon wesentlich karger als im bisherigen Verlauf unserer Reise, auch wenn immer noch Eukalyptusbäume und Schafweiden das Bild prägen. Ein leichter Vorgeschmack auf den Outback. Die Streckenführung ist für den Fahrer äußerst einschläfernd - über 100 Kilometer kommen keine nennenswerte Ortschaft und auch kaum Kurven. Ein Fleckchen wie das winzige Edenhope ist da eine höchst willkommene Abwechslung. Von dort aus fahren wir weiter in Richtung Naracoorte, noch knapp 50 Kilometer entfernt. Nach knapp 30 dieser 50 Kilometer überqueren wir die Grenze nach South Australia. Da in diesem Bundesstaat viel Obst angebaut wird, wurde eine Quarantänezone für Fruchtfliegen eingerichtet. Das bedeutet, es darf kein Obst eingeführt werden, außer dieses wurde auf Fruchtfliegen untersucht. Alles restliche Obst muss vor Grenzübertritt weggeworfen werden. Wir sind äußerst gespannt auf die seit zig Kilometern immer wieder mit riesigen Schildern angekündigte Quarantine Disposal Box und finden es sehr interessant, dass dann eine stinknormale kleine Haushaltsmülltonne am Straßenrand steht. Das hätten wir doch deutlich eindrucksvoller erwartet. Ansonsten ändert sich durch den Grenzübertritt fast nichts, mit Ausnahme des auf 110 km/h erhöhten Tempolimits.

In Naracoorte tanken wir auf und fahren weiter zu den Naracoorte Caves. Dieses Höhlensystem wurde 1994 aufgrund der dort gefundenen Fossilien in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen. Wir parken und besuchen das Visitor Centre, um eine Tour zu buchen. Einige der Touren sind schon ausgebucht, so dass die ursprünglich fast unüberschaubar große Auswahl etwas zusammenschrumpft. Wir entscheiden uns für die Tour in die Victoria Fossil Cave, da man dort die Fossilien sehen kann, für die diese Höhlen bekannt sind. Vorbei an einer vor dem Besucherzentrum aufgestellten Statue eines Riesenwombats laufen wir wieder zum Auto zurück und fahren die kurze Strecke zum Eingang der Victoria Fossil Cave. Vor uns dort ist eine riesige mit einem Reisebus herangekarrte Gruppe. Wir sind froh, als diese mit einer außerplanmäßigen Sondertour aufbrechen. Unser Tourguide Jennifer lässt etwas auf sich warten, als sie eintrifft, ist unsere Gruppe auf vielleicht 15 Personen angewachsen.


Statue eines ausgestorbenen Riesenwombats an den Naracoorte Caves.

Die Tour selber ist sehr interessant. Jennifer erklärt zunächst allgemein die Eigenschaften von Tropfsteinhöhlen, ehe sie zu den Besonderheiten dieser Höhle übergeht. Durch den Einfluss von Wasser entstanden in der Kalksteindecke der Höhle Löcher, durch die Tiere in die Höhle einbrachen und dort jämmerlich zugrunde gingen. Überreste dieser Tiere - bis zu 200000 Jahre alt - werden heute ausgegraben und untersucht. Wir lernen beispielsweise, dass es Vorläufer der heutigen grasfressenden Känguruhs gab, die Blätter von Büschen gefressen haben und daher längere Vorderbeine hatten. Anhand der Existenz der einen oder anderen dieser beiden Känguruharten kann man die Klimaveränderung über lange Zeiträume nachvollziehen. Nur in wirklich guten Zeiten existierten beide Arten nebeneinander. Fossilien beider Arten können hier in der Höhle gefunden werden, es steht sogar ein Skelett eines blattfressenden Känguruhs rum. Der Begriff Fossilien bedeutet übrigens nicht, dass die Knochen gezwungenermaßen versteinert sein müssen. Wir sind etwas mehr als eine Stunde unterwegs und haben viel Spaß an der Tour. Anstatt noch weitere Höhlentouren zu buchen, brechen wir auf. Da es noch sehr früh ist, beschließen wir, spontan den Schlenker zum ja angeblich schon blauen Kratersee in Mount Gambier in unsere Reise mit einzubauen.


Knochenreste in den Naracoorte Caves.


Skelett eines blattfressenden Känguruhs in den Naracoorte Caves.

Die Fahrt nach Mount Gambier verläuft im Prinzip sehr eintönig nach Süden. Bis Penola säumen ausgedehnte Weinfelder die Straße, dann interessanterweise Kiefernwälder. Diese scheinen uns hier nicht heimisch zu sein und wurden wohl von der holzverarbeitenden bzw. der Papierindustrie hier in Form einer Plantage angepflanzt. In Mount Gambier suchen wir uns einen Campingplatz und finden einen Big4 direkt am Blue Lake. Der See, um den eine Straße und ein Wanderweg führen, ist tatsächlich schon schön blau gefärbt. In Form und Farbe erinnert er ein wenig an den Crater Lake in Oregon, nur ist er viel kleiner als sein amerikanisches Gegenstück. Und das Phantom Ship fehlt. Interessant ist die Entstehungsgeschichte: Zum einen wurde durch eine Vulkaneruption ein tiefer Krater gerissen, in dem sich heute das Wasser befindet. Zum anderen wurde jede Menge Asche ausgestoßen, die sich um den Rand des Kraters ansammelte und die den Krater umgebende Schüssel bildet, die sich auch deutlich aus der umgebenden Ebene hervorhebt. Beide Gesteinsschichten lassen sich auch heute noch prima an ihrer unterschiedlichen Farbe unterscheiden.


Der Blue Lake in Mount Gambier.

Zum Abendessen fahren wir in die Downtown, wo wir einige schöne alte Gebäude sehen. Außerdem können wir zum wiederholten Male während der Reise feststellen, dass die in Australien servierte italienische Küche deutlich näher am Original ist, als das Zeug, dass in den USA als Lasagne oder Pizza verkauft wird.


Altes Gebäude in der Downtown von Mount Gambier.
Zurück zum Seiteninhalt