06.10.2010: Melbourne - Wünderlich

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06.10.2010: Melbourne
Gemeinsam mit Maggie und zwei weiteren Gästen, die aus einer kleinen Ortschaft nördlich von Melbourne, nahe an der Grenze zwischen Victoria und New South Wales stammen, gibt es ein leckeres Frühstück. Es ergibt sich ein nettes Gespräch über unsere Arbeit in Deutschland, unseren Urlaub hier, Australien allgemein sowie die Unterschiede zwischen Australien, Europa und den USA. Jeder der Anwesenden scheint sehr glücklich darüber zu sein, dass wir die australische Kultur und die Städte vom allgemeinen Charakter her eher europäisch als amerikanisch einstufen. Wir erfahren, dass dieses Jahr im Südosten des Landes ungewöhnlich viel Regen gefallen ist. Im Prinzip Glück für uns, denn so sind die Landschaften viel grüner als gewöhnlich - das haben wir ja auch schon festgestellt. Dirk denkt mit leichter Sorge an die Allradpisten im Landesinneren, die wir gegen Ende unseres Urlaubs befahren wollen. Aber dorthin ist es ja noch weit - sowohl streckenmäßig als auch zeitlich. Wir verabschieden uns und brechen auf, um die Innenstadt genauer in Augenschein zu nehmen.

Dabei sind Überschneidungen mit unserer gestrigen Kurzerkundung naturgemäß nicht ganz zu vermeiden. Zunächst fahren wir mit der Tram zum Queen Victoria Market, einem großen Komplex von Markthallen, deren Geschichte bis ins Jahr 1850 zurück reicht. Wie wir feststellen müssen, hat der Markt heute leider geschlossen, so dass uns nur bleibt, die Gebäude von außen zu begutachten. Dann laufen wir weiter nach Süden und kommen dabei an der State Library of Victoria vorbei, einem hübschen neoklassizistischen Gebäude. Ein nettes Detail ist hier die Kunst am Bau: Auf den ersten Blick schaut es aus, als wäre eine Ecke der Büchereigebäudes herunter gefallen und auf dem Bürgersteig vor dem Gebäude gelandet. Scheinbar ist heute auch offizieller Ausflugs- oder Wandertag der Schulen hier in der Gegend. Wir sehen jedenfalls viele von unterschiedlichen Schulen (leicht an Farbe und Schnitt der Uniformen zu unterscheiden) stammende Schüler, unterwegs mit Zettel und Stiften, scheinbar unterwegs auf einer Art Schnitzeljagd durch die Stadt.


State Library of Victoria.

Als nächstes kommen wir zum Melbourne Central, einem großen Einkaufskomplex. Dieser bietet eine sehr interessante architektonische Besonderheit: Früher stand hier ein alter Shot Tower, ein Backsteinturm, in dem Munition für Feuerwaffen hergestellt wurde. Da man beim Bau des Einkaufszentrums dieses Gebäude nicht abreißen wollte, hat man es einfach in den neuen Komplex mit einbezogen und mit einer Glaskuppel überspannt. Eine wirklich gelungene Kombination aus alt und neu.


Alter Shot Tower im Melbourne Central.

Ein kleines Stück weiter südlich biegen wir nach links ab und kommen in zwei sehr unterschiedliche ethnisch geprägte Viertel: Zunächst in den griechischen Teil von Melbourne. Dieser enttäuscht ein klein wenig, denn außer ein paar griechischen Geschäften und Restaurants (die allerdings zum Teil sehr gut aussehen - leider ist noch nicht Essenszeit) finden wir nichts, was uns typisch griechisch erscheint. Am Straßenrand steht eine von Melbournes Partnerstadt Thessaloniki gesponserte Tafel, das war's aber auch schon. Wesentlich vielfältiger ist da das direkt anschließende Chinatown, wie fast überall auf der Welt zu erkennen an den schön gestalteten Eingangstoren. Dieses ist zwar relativ klein, bietet aber eine faszinierende Mischung von Geschäften und Restaurants, interessanterweise nicht nur chinesisch sondern auch koreanisch und vietnamesisch.


In der Chinatown von Melbourne.

Wir stoßen in der Nähe des Parlaments auf die Spring Street. Das Parlamentsgebäude ist ein monumentaler Bau, der von 1856 bis 1929 in mehreren Etappen fertig gestellt wurde. Heute tagt hier das Parlament von Victoria, im Zeitraum von 1901 bis 1928 tagte hier aber auch das australische Parlament. Dieses zog dann in das heutige Old Parliament House in der damals neu gegründeten Hauptstadt Canberra. Da die Australier ein königstreues Völkchen sind und der Bundesstaat hier auch Victoria heißt, sind die Laternen vor dem Parlamentsgebäude stilecht mit Victoria-Krönchen versehen. Vor dem Gebäude demonstriert ein kleines Grüppchen Leute, auf ihren Plakaten kreiden sie der Regierung verschiedene politische Entscheidungen an. Ein noch kleineres Grüppchen Polizei schaut aufmerksam zu.


Parlamentsgebäude von Victoria.


Musicaltheater in Melbourne.


Das Hotel Windsor, direkt gegenüber dem Parlament.

Wir laufen weiter nach Süden, vorbei an der Treasury. Dort biegen wir nach Osten ab und laufen in die Fitzroy Gardens. Dieser schöne Park wurde Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt und bietet eine willkommene Anwechslung zum Trubel der Großstadt. Diese nutzen wir gerne und schauen uns ausgiebig um. Ein sehr interessantes Detail ist das hier stehende Geburtshaus von James Cook. Cook landete 1770 während der ersten seiner drei berühmten Reisen an der Ostküste Australiens und empfahl später Australien zur Besiedlung und Kolonisierung durch die Engländer. Cook wurde 1728 geboren in - Melbourne? Nein, das kann nicht sein. In Wirklichkeit stand sein Geburtshaus früher in England, in Great Ayton. 1933 wurde es unter der Vorraussetzung verkauft, dass es in England bleiben soll. Nachdem der Eigentümer überredet werden konnte, den Passus "in England" in "im Empire" zu ändern, konnte es nach Australien verkauft werden. Heute ist das so genannte Cooks Cottage scheinbar vor allem bei chinesischen Besuchern eine der Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt. In den Fitzroy Gardens gibt es außerdem das Conservatory, eine hübsche Orangerie. Diese hat heute aber leider geschlossen.


Unterwegs in den Fitzroy Gardens.


Geburtshaus von James Cook.

Wir laufen entlang der Flinders Street in Richtung Westen zum Federation Square. Die Flinders Street Station und die St. Pauls Cathedral haben wir gestern schon gesehen, nun schauen wir uns die modernen Bauten des Kunstmuseums und Ausstellungszentrums genauer an. Hier findet momentan eine temporäre Ausstellung über die Werke von Tim Burton statt. Die ohnehin schon interessante Fassade des Gebäudes ist daher zusätzlich um Elemente aus Burtons Filmen wie rotweiß gestreifte Monsterköpfe erweitert. Auf der großen Freifläche, die an die St. Kilda Road anschließt, finden wir eine Public Screening Area mit einer großen Leinwand und davor aufgestellten Liegestühlen. Das nutzen wir für eine kurze Pause aus, auch wenn uns die übertragene Sportart nur sehr peripher interessiert: Es laufen Vorrundenwettbewerbe im Schwimmen von den Commonwealth Games in Indien. Leider können wir die wirklich gemütlichen Liegestühle nur kurz genießen, denn nach gerade fünf Minuten öffnen die im Laufe des Tages aufgezogenen dunklen Wolken ihre Schleusen und auf uns prasselt ein äußerst intensiver Regenschauer herab.


Schönes altes Kino in Melbourne.

Wir flüchten zunächst unter das Dach des Federation Square, dann während einer kurzen Regenpause in die Flinders Street Station. Hier entwickelt sich der vermeintliche Regenschauer zu einem dauerhaften Regenguss. Was tun? Auch wenn ein Großteil des noch möglichen weiteren Verlaufs unseres Stadtspaziergangs sprichwörtlich ins Wasser fällt, lassen wir uns vom Wetter den Tag nicht verderben. Stattdessen nutzen wir die Tatsache aus, dass wir uns direkt an einer Haltestelle des kostenlosen Tourist Shuttle Bus befinden. Dieser Bus fährt in einer etwas eineinhalbstündigen Rundtour zahlreiche Sehenswürdigkeiten der Stadt ab. Kurz und knapp sehen wir den Cricket Ground, das Exhibitions Building, das Museum of Victoria, die Docklands und den Botanic Garden. Als wir wieder an unseren Ausgangspunkt angelangt sind, sind unsere Klamotten wieder halbwegs getrocknet und auch der Regen hat ein wenig nachgelassen.


Skyline von Melbourne mit den Rialto Tower.

Vorbei am faszinierenden Manchester Building und der Town Hall laufen wir zurück ins Hotel. Dort wechseln wir in etwas ausgehtauglichere Klamotten und fahren mit der Tram 109 durch den Central Business District bis zur Normanby Road. Zur Feier unseres fünften Jahrestages haben wir ein Menü im Colonial Tramcar Restaurant gebucht. Dieses Restaurant besteht aus umgebauten alten Trambahnwägen. Der Regen hat inzwischen wieder eingesetzt, zum Glück hat das Restaurant eine überdachte Haltestelle. Mit uns drängen sich noch einige andere mehr oder weniger schick angezogene Leute unter dem kleinen Dach. Nach einiger Zeit trifft das Restaurant in Form dreier Trambahnen ein, auf die ein Maitre die Wartenden aufgeteilt. Nach kurzer Wartezeit setzen sich die Gefährte in Bewegung und fahren uns in der Folge eineinhalb Stunden kreuz und quer durch die südlichen Bereiche von Melbourne, bis fast nach St. Kilda Beach. Das edle Ambiente und die Kellner, die uns jeden Wunsch von den Augen ablesen, lassen den nicht gerade billigen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Satt und zufrieden fahren wir wieder heim zum Hotel. Gerade, als wir uns über das nun wieder etwas stabilere Wetter freuen, startet ein neuer Regenguss.


Das Manchester Building.


Hier haben wir zu Abend gegessen.
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