18.10.2010: Coober Pedy - Yulara - Wünderlich

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18.10.2010: Coober Pedy - Yulara
Da wir heute eine sehr lange Strecke vor uns haben, stehen wir sehr früh auf und sind knapp nach Sonnenaufgang auf dem Stuart Highway in Richtung Norden unterwegs. Die ersten 20 Kilometer bis zur Abzweigung zu den Breakaways kennen wir ja schon von gestern Abend. Wir finden es beeindruckend, wie weit von Coober Pedy entfernt noch nach Opalen gegraben wird und Abraumhalden sowie die dazu gehörenden Blower in der Gegend rumstehen. Wie schon mehrfach im bisherigen Verlauf unserer Reise hätten wir gerne einen Vergleich, wie die Landschaft hier in einem trockenen Jahr aussieht. Im Moment jedenfalls fahren wir durch eine sehr grüne Landschaft mit vielen Frühlingsblumen. Wir fühlen uns wechselseitig an die Lüneburger Heide, Kanada, Utah und die Gegend nördlich von Phoenix in Arizona erinnert.


Unterwegs auf dem Stuart Highway.


Vorsicht, Kühe auf der Autobahn!.

Der Highway führt mehr oder weniger durchs Nichts. Im Schnitt ungefähr alle einhundert Kilometer kommt eine Tankstelle. Entweder an einer Ortschaft, oder an einem Roadhouse - einer Kombination aus Tankstelle, Campground, Restaurant, Motel, Supermarkt und Giftshop. Da wir sehr früh unterwegs sind, treffen wir auf fast keine anderen Autos. Alle zehn oder fünfzehn Minuten kommt ein riesiger Road Train entgegen. Die Kilometer spulen sich träge ab, alle zehn Kilometer kündet ein kleines grünes Schild am Straßenrand vom Vorankommen. Zum Beispiel steht 130 Kilometer vor der Ortschaft Marla das Schild "M130". Anstelle des logischerweise folgenden "M120" haben sich die Erbauer der Straße einen kleinen Spaß erlaubt, drei Kilometer weiter südlich steht ein "M123". Am Straßenrand sehen wir diverse Tiere: Ein großer schwarzer Adler schaut uns neugierig an und diverse Dingos streunen durch das Gebüsch. Kurz hinter Coober Pedy kreuzen wir erneut den Dog Fence, etwas später kommen wir an der aktuellen Trasse des Ghan vorbei.


Die aktuelle Strecke des Ghan.

In Marla - hier endet der Oodnadatta Track, über den wir ohne den Abstecher nach Coober Pedy direkt von William Creek hierher hätten fahren können - vertreten wir uns die Beine und laufen unseren italienischen Freunden über den Weg, die wir schon in William Creek und im Museum in Coober Pedy getroffen haben. Die beiden sind gerade erst aufgestanden und sehr erstaunt uns schon hier zu treffen. Ihr Auto sieht um einiges verschlammter aus als unseres - da ist wohl jemand um einiges schwungvoller als wir durch die unter Wasser stehenden Floodways der William Creek Road gebrettert. 160 Kilometer hinter Marla kommen wir an die Grenze zum Northern Territory. In Anbetracht dessen, dass es sich bei diesem Gebiet um gar keinen vollwertigen Bundesstaat von Australien handelt, leistet es sich ein überraschend pompöses Willkommensschild. Ab hier ist übrigens Tempo 130 erlaubt, was wir in Anbetracht des Campingaufbaus unseres Bushcampers und dessen Luftwiderstand allerdings nicht komplett ausnutzen.


Willkommenschild des Northern Territory.

74 Kilometer hinter der Grenze erreichen wir das Roadhouse Erldunda. Hier tanken wir wieder auf und gönnen uns ein kleines (und überteuertes) Mittagessen. Und wen treffen wir wieder? Das italienische Pärchen. Nun aber zum wohl letzten Mal: Die beiden fahren ja zuerst zum Kings Canyon, wollen dann weiter nach Alice Springs, von wo aus sie mit dem Flieger nach Yulara fliegen wollen. Wir dagegen fahren direkt nach Yulara. Dazu biegen wir in Erldunda vom Stuart Highway nach links auf den Lasseter Highway ab. Im Prinzip ändert sich dadurch nichts - wir fahren nun schnurgerade nach Westen anstatt nach Norden. Und die Straße ist ein wenig schmaler.


Das Erldunda Roadhouse.

Nach ungefähr der halben Strecke von Erdunda nach Yulara erkennen wir auf der linken Straßenseite, noch etwas entfernt, den Mount Connor, einen Tafelberg. Hier gibt es sogar einen eigenen Viewpoint an der Straße. Wir haben in unseren Reiseführern gelesen, dass viele Touristen die bis hier zurückgelegte Strecke überschätzen und den Mount Connor mit unserem heutigen Tagesziel, dem Uluru, auch als Ayers Rock bekannt, verwechseln. So ganz können wir das nicht nachvollziehen. Schließlich hat der Mount Connor die typische Form eines Tafelberges und somit nicht wirklich viel Ähnlichkeit mit der leicht abgerundeten Form des größten monolithischen Felsbrockens der Welt.


Mount Connor.

Einige Kilometer weiter - und immer noch etliche Kilometer vom Uluru entfernt - sehen wir ihn dann zum ersten Mal, schüchtern hinter einem Hügel und durch Gebüsch durchschauend. Nur wenig später kommt dann eine zweite berühmte Formation ins Bild, die Kata Tjuta, auch unter dem Namen Olgas bekannt. Im Grunde handelt es sich beim Uluru und den Kata Tjuta sogar um dieselbe Formation: Eine U-förmig gebogene Schicht aus Kieselsandstein liegt derartig in den Untergrund eingebettet, so dass beide Enden ungefähr 40 Kilometer voneinander entfernt aus dem Erdboden herausragen und die heute sichtbaren Felsen bilden. Somit stimmt es - wenn man streng ist - auch nicht, dass der Uluru der größte Monolith der Welt ist. Es handelt sich ja nicht um einen eigenständigen Gesteinskörper. Die beiden Enden der Gesteinsschicht bestehen aus Material mit leicht unterschiedlichen Eigenschaften. Das erklärt auch das völlig unterschiedliche Erscheinungsbild: Der Uluru steht als einzelner massiver Klotz da, während die Kata Tjuta aus einer Ansammlung von abgerundeten Felsen bestehen. Der aus der Sprache der Aborigines stammende Begriff Kata Tjuta bedeutet auch "Viele Köpfe".


Der Uluru.

Je näher wir dem Uluru kommen, desto deutlicher wird, wie riesig dieses Ding eigentlich ist. In Yulara, dem etwa 18 Kilometer vom Uluru entfernten Resort holen wir uns eine Unpowered Site auf dem Campground. Das ist zwar einer der teuersten Campgrounds unserer Reise. Aber wenn man den Preis mit derjenigen der Hotels hier auf dem Resortgelände vergleicht ist es ein Schnäppchen. Wir fahren gleich weiter in den Uluru-Kata Tjuta National Park. Wir schauen zuerst kurz im Cultural Centre vorbei. Hier informiert eine sehr ansprechend aufgemachte Ausstellung über die Kultur und Mythologie der Aborigines, speziell über die Traumzeit. Die Traumzeit ist eine Art Schöpfungsmythologie, allerdings direkt verknüpft mit unserer heutigen Welt. So waren die Kuppen der Breakaways gestern Abbilder von Wesen der Traumzeit und so können die verschiedenen Strukturen des Uluru identifiziert werden mit Ereignissen der Traumzeit. Löcher und abgebrochene Teile des Uluru entstanden zum Beispiel während verschiedenen Schlachten, die dort ausgefochten wurden. Faszinierend. Wir müssen weiter, da wir heute noch eine längere Wanderung vorhaben, nehmen uns aber vor, morgen noch mal hier vorbei zu schauen.

Unsere Wanderung beginnt am Mala Carpark. Von hier aus könnten wir den Uluru auch besteigen. Offiziell ist das erlaubt. Die Aborigines bitten aber darum, diese Wanderung zu unterlassen. Schließlich würde man damit einem ihrer Heiligtümer aufs Dach steigen. Auch wenn wir vorhaben, die Bitte der Aborigines zu erfüllen, schauen wir uns das bunte Treiben eine Weile lang an. Sonderlich abwechslungsreich sieht diese Tour ja sowieso nicht aus: Entlang einer ziemlich steilen Felsrampe sind mit einem Drahtseil verbundene Pfosten angebracht.


Am Mala Carpark.

Wir haben uns stattdessen die Umrundung des Felsens vorgenommen, eine gut zehn Kilometer lange Wanderung. Wobei die zehn Kilometer nicht ausreichen, wenn man die an zwei Stellen möglichen Abstecher mitnimmt: So können wir zum Beispiel fast zu Beginn des Trails über einen Seitenweg die Kantju Gorge erreichen, ein schönes Wasserloch direkt am Fuß des Uluru. Es ist faszinierend, wie viele Höhlen, Furchen und Löcher dieser aus der Ferne so glatt und unangreifbar erscheinende große Felsen offenbart. Einige dieser Strukturen sind besonders eng mit der Traumzeit verwoben. Hier ist dann Fotografieren ausdrücklich verboten.


Unterwegs am Uluru.


Die Kantju Gorge.

Nach einigen Kilometern geht es allerdings nicht weiter, der Trail ist gesperrt wegen Überflutung. Der Weg sieht eigentlich ganz gut aus, entgegen kommende Wanderer berichten allerdings von sehr tief stehenden Wasser. Hätte man die Sperrung nicht schon am Trailhead per Schild bekannt geben können? Wir schauen auf die Karte des National Parks und entscheiden, ein Stück zurück zu gehen. Hier verläuft der Trail relativ nah entlang der den Uluru im größeren Abstand umrundenden Straße. Mit ein wenig schlechten Gewissen laufen wir quer durchs Gelände zur Straße und setzen auf dieser unsere Umrundung fort. Ungefähr zwei Kilometer später, am nächsten Kontaktpunkt zwischen Straße und Trail laufen wir wieder zurück zum Weg und landen dabei glücklicherweise hinter der überfluteten Stelle.


Uluru aus der Nähe.

Nach der halben Umrundung des Uluru wechseln wir von der sonnenbeschienenen Seite in den Schatten. Zum Fotografieren ist das Licht nun nichts mehr, aber das Erlebnis ist immer noch toll. Nach jeder Biegung ergeben sich tolle neue Ausblicke. Wir nehmen noch den Abstecher zum Mutitjuju Waterhole mit - dabei laufen wir einer Gruppe europäischer Pauschaltouristen über den Weg - und schließen dann unsere Umrundung mit dem zwei Kilometer langen Lungkata Walk ab. Nun ist es aufgrund des nicht eingeplanten überschwemmungsbedingten Umwegs schon recht kurz vor Sonnenuntergang, so dass wir uns eilig zur Sunset Viewing Area aufmachen. Hier befinden sich parallel zueinander angeordnet etwa 150 Parkplätze mit schönem Blick auf den schon rot glühenden Uluru. Wir holen unsere Campingstühle raus und machen es uns gemütlich. Die Parkplätze sind schon recht voll und füllen sich bis kurz vor Sonnenuntergang nahezu komplett. Wir möchten nicht wissen, wie viel hier zur Hochsaison los ist. Rings um uns herum befinden sich viele Landsleute. Die kleine Tochter einer Familie aus Deutschland läuft sie wild mit einem Cowboyhut schwenkend umher und stößt dabei immer wieder laute "Yieha!"-Rufe aus. Hat sie eventuell während der Reise nach Australien im Flugzeug einen der Toy-Story-Filme gesehen? Im Verlauf einer Stunde können wir beobachten, wie der große Felsen in immer fantastischeren Farbtönen rot aufglüht und dann, nachdem die Sonne untergegangen ist, abrupt wieder erlischt. Wir fahren zurück zum Resort, wo wir uns in einem Bistro ein leckeres Abendessen gönnen und unsere Vorräte auffüllen.


Sonnenuntergang am Uluru.
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