04.10.2010: Wilsons Promontory NP - Healesville - Wünderlich

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04.10.2010: Wilsons Promontory NP - Healesville
Heute wollen wir noch mehr Wildlife beobachten. Daher stehen wir kurz nach Sonnenaufgang auf und fahren einige Kilometer nach Norden. In der flachen Ebene nördlich des Darby Saddle soll man morgens und abends gut Tiere beobachten können. Besonders schön soll der kurze Hike zum Cotters Beach sein. In der Tat sehen wir schon während der Fahrt vom Auto aus einige Grüppchen von Känguruhs, die uns neugierig anglotzen. Jetzt verstehen wir auch die hier aufgestellten Schilder, die darum bitten, dass man bei Betrachten von Tieren vom Auto aus doch bitte die Straße frei halten soll. Die Stichstraße zum Trailhead des Weges zum Cotters Lake und Beach ist eine relativ gute Gravelroad und auch mit dem Spaceship problemlos zu fahren.


Känguruh direkt an der Hauptstraße.

Vom Trailhead aus führt eine Art Forstweg schnurgerade in Richtung Cotters Beach, zunächst durch eine Art Wald und danach durch eine mit hohem Gras bewachsene Ebene. Nach nur kurzem Weg treffen wir auf eine Gruppe Känguruhs, die direkt auf dem Weg sitzt. Als wir näher kommen, hüpfen die Tiere weg und beobachten uns aus sicherer Entfernung. Das Hüpfen von Känguruhs ist sowieso ein Kapitel für sich. Man kennt diese Tiere ja von Fotos oder aus dem Tierpark, wo sie aber meistens nur faul herumsitzen oder liegen. Wenn aber ein Känguruh zuerst Spannung aufbaut und dann in einer plump und elegant zugleich aussehenden Bewegung abspringt, dabei auch noch seinen Schwanz als quasi fünftes Bein zu Hilfe nimmt, sieht das einfach faszinierend ungewohnt aus. Ein bisschen weniger plump sieht das Hüpfen der einzeln lebenden Wallabies aus, von denen wir auch einigen über den Weg laufen.

Der weitere Verlauf des Trails gestaltet sich zunächst zu einer Art Suchspiel: Links und rechts des Weges verstecken sich im hohen Gras weitere Känguruhfamilien, von deren Mitgliedern wir manchmal die Köpfe, manchmal aber nur mit etwas Fantasie die Ohren sehen. Einer Gruppe - nun wieder direkt am Weg - versuchen wir so nahe wie möglich zu kommen. Nachdem wir bis auf fast einen Meter heran gekommen sind, drehen sich die Tiere weg und hüpfen davon. Bis auf den Chef. Dieser nähert sich uns zunächst ein wenig in drohender Pose, hüpft dann aber doch gemütlich seiner Familie hinterher.


Känguruh-Suchbild.


Känguruhs auf dem Trail zum Cotters Beach.

Cotters Beach selber ist ein schöner Sandstrand, sticht aber gegenüber den weiteren Schönheiten des Wilsons Promontory National Park nicht wirklich heraus. Nach kurzer Pause laufen wir zum Auto zurück - wieder vorbei an jeder Menge Känguruhs. Glücklich setzen wir uns ins Auto und fahren langsam und vorsichtig zurück Richtung Hauptstraße. Die Vorsicht ist auch angebracht: Nur einige hundert Meter hinter dem Parkplatz huscht - schnell wie ein Blitz - ein Sumpfwallaby aus den Büschen und hüpft direkt vor dem Auto von rechts nach links über die Straße. Das war knapp - sogar ziemlich knapp. Nur etwas schneller, und wir hätten zumindest den Schwanz des Tier unter unser linkes Vorderrad bekommen... Ab jetzt geht es also mit noch mal gedrosselter Geschwindigkeit weiter und nur einige hundert Meter weiter treffen wir auf eine Gruppe Emus, die es sich direkt auf der Straße gemütlich gemacht hat. Als wir aussteigen und vorsichtig nähern, verschwinden sie langsam in das Gebüsch neben der Straße. Prima - nachdem wir vor zwei Tagen auf dem Big4-Campground in Bairnesdale einige in Gefangenschaft lebende Emus gesehen haben, hatten wir nicht gerechnet, diesen Vögeln so schnell in freier Wildbahn zu begegnen.


Am Cotters Beach.


Eine Begegnung mit laufenden Staubwedeln - pardon, mit Emus.

Wir fahren zurück zum Visitor Center, um die gestern geliehene Batteriebox zurück zu geben. Dann verlassen wir diesen schönen Nationalpark wieder. Da das Auto nun wieder zuverlässig anspringt, entscheiden wir uns, auf den Besuch in einer Werkstatt zu verzichten und die wohl altersschwache Batterie zukünftig zu schonen, indem wir bei stehendem Auto keine Geräte mehr an den Zigarettenanzünder hängen. Wir fahren in nördlicher Richtung bis Foster und biegen dort auf den Gippsland Highway ab.


Straße durch den Wilsons Promontory National Park.

In der allerersten Planung unserer Reise wollten wir nach Phillip Island fahren, um die dortige Penguin Parade anzuschauen. Da dieses Spektakel jedoch sehr überlaufen und extrem touristisch aufgezogen sein soll, verzichten wir allerdings, und biegen stattdessen in der Ortschaft Moe nach Norden ab, um die knapp 50 Kilometer nach Walhalla zu fahren. Die Straße führt streckenweise sehr kurvig und steil bergauf und bergab durch dichten Wald. Gar nicht so, wie man sich als naiver Mensch eine Straße in Australien vorstellt. Walhalla ist eine alte Goldgräberstadt, die in ihrer Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts mehr als 2000 Einwohner hatte, von denen heute laut Wikipedia ganze neun übrig geblieben sind. Den Abstieg erlebte Walhalla ab 1911, als die Goldvorkommen zur Neige gingen. Gerade mal ein Jahr vorher war die Eisenbahnlinie hierher fertig gestellt worden - ein klassisches Beispiel für eine Planung, die an der Realität vorbei geht...


Straße nach Walhalla.


Walhalla.

Wir stellen unser Spaceship im Ortszentrum ab und schauen uns um. Es stehen noch einige, zum Teil schön restaurierte, Gebäude. Von einer der ehemals mehreren Banken ist nur doch der aus Backsteinen gemauerte Safe vorhanden während das hölzerne Gebäude verschwunden ist. Im der ganzen Ortschaft stehen Hinweistafeln, die detailliert zur Geschichte der einzelnen Gebäude bzw. der Stadt als ganzes informieren. Wir nehmen einen Trail, der sich etwas den Berg hinauf schlängelt und somit einen schönen Blick auf die Ortschaft ermöglicht. Der Weg führt weiter zum hinteren Ende der Ortschaft, zur Long Tunnel Extended Gold Mine, einer ehemaligen Goldmine, in der heute Touren angeboten werden.


Hier stand mal eine Bank. Heute nur noch der Safe.


Abraumhalde einer ehemaligen Goldmine.

Wir sind fast genau rechtzeitig für eine Führung da, zögern aber aufgrund des happigen Eintrittspreises zunächst. Letztendlich überwinden wir uns aber doch, und wir sollten es nicht bereuen. Unsere Führerin heißt Sue, ist eine der neun Einwohner von Walhalla und führt uns mehr als eine Stunde kreuz und quer durch den Berg. Die Mine war ursprünglich über 1000 Meter tief. Inzwischen sind aber die untersten Ebenen komplett überflutet und wir kommen lediglich bis in knapp 150 Meter Tiefe. Als 1986 angedacht wurde, die Mine wieder zu eröffnen, fiel ein Bergmann in einen Schacht nach ganz unten. Laut Sue dauerte es sechs Monate und kostete 3 Millionen Dollar, um ihn dort wieder rauszubekommen. Das Repertoire von Anekdoten zur Stadt Walhalla und zur Mine, die uns Sue auftischt, ist sehr beeindruckend. So wurde das Goldvorkommen angeblich von zwei Bergleuten entdeckt, die beim abendlichen Pubbesuch einen gemeinsamen Freund von ihrem Fund erzählten - nur um am nächsten Morgen bei der Registrierung des Claims festzustellen, dass der Claim schon einige Minuten vorher von ihrem gemeinsamen Freund in Anspruch genommen wurde. Nach dem Ende der Tour laufen wir durch das Städtchen wieder zurück zum Auto und bewundern dabei noch jede Menge alte Gebäude und frühlingshaft blühende Obstbäume.


Hier geht's rein.


Und so sieht es drinnen aus.

Wir fahren zurück nach Moe, wo wir uns ein verspätetes Mittagessen gönnen. Dann fahren wir weiter über Willow Grove und Noojee in Richtung Yarra Junction. Die Strecke ist landschaftlich äußerst reizvoll und führt kurvenreich durch dichten Wald. Dafür, dass man sich Australien landläufig sehr flach vorstellt, geht es auch verdächtig steil bergauf und bergab. Wir kommen sogar an einer Abzweigung zu einem Skiresort, dem Baw Baw Village vorbei. Von Launching Place nach Healesville gibt es zwei alternative Routen. Den Grund für diese Aufteilung merken wir, als wir der Empfehlung unseres Navis folgen und auf einer am Gipfel unasphaltierten Bergstraße landen. Das stellt unser Spaceship aber nicht vor größere Probleme. Healesville liegt mitten im Yarra Valley, einem bekannten Weinanbaugebiet. Wir suchen uns einen Campground aus dem im Spaceship vorhandenen Verzeichnis. Dieser Campingplatz ist nicht ganz billig, allerdings sind die sanitären Anlagen die saubersten, denen wir bisher im Verlauf unserer Reise begegnet sind.
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