07.10.2010: Melbourne - Princetown - Wünderlich

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07.10.2010: Melbourne - Princetown
Wir stehen um 7 Uhr auf. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns von Maggie und fahren los. Um aus Melbourne rauszukommen, müssen wir quer durch die Innenstadt fahren. Das stellt sich aufgrund des morgendlichen Berufsverkehrs als nicht gerade einfaches Unterfangen heraus. Eine große Hilfe ist hier unser Navi, das uns zielgerichtet auf die M1 Richtung Geelong lotst. Hier kommen wir sehr gut voran, während auf der Gegenfahrbahn ein viele Kilometer langer Stau steht. Nach etwa 75 Kilometern erreichen wir die Hafenstadt Geelong. Hier machen wir einen ganz kurzen Abstecher in die Innenstadt. Geelong entpuppt sich als nettes Städtchen mit schönen alten Steinhäusern. Wir stellen unser Auto direkt am National Wool Museum ab. Wolle war für die junge Kolonie Australien das erste bedeutsame Exportgut. Das Wollemuseum erzählt die Geschichte der Wolleindustrie in Australien und gibt Informationen über die Aufzucht und Haltung der Schafe. Eine weitere Ausstellung informiert über die Verarbeitung der Wolle von der Schur bis zum fertigen Kleidungsstück. Eine sehr interessante Sehenswürdigkeit abseits der ausgetrampelten Pfade.


Das National Wool Museum in Geelong.


Im National Wool Museum.

Weiter geht es Richtung Süden, nach Torquay. Hier beginnt die Great Ocean Road. Diese 250 Kilometer lange Straße gilt als eine der schönsten Küstenstraßen der Welt. Der Bau begann im Jahr 1918 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für aus dem ersten Weltkrieg heimgekehrte Soldaten und endete erst 1932. Das Wetter schwankt ständig zwischen relativ schön und jeder Menge Wolken, angetrieben von einem sehr starken Wind. Das Meer, auf das wir in Torquay treffen, ist dementsprechend wütend und ziemlich hohe Wellen peitschen an die Strände. Ein wahres Paradies für Surfer, von denen auch eine größere Anzahl im Wasser unterwegs ist. Von Torquay auf verläuft die Great Ocean Road zunächst ein Stück im Landesinneren nach Angelsea. Hier gibt es den berühmten Golfclub, auf dessen Rasenfläche jede Menge Känguruhs zu finden sind. Wir benötigen einiges an Zeit, um den Golfclub zu finden. Dann macht sich leichte Enttäuschung breit: Ganz am Ende der Grünfläche sehen wir mit dem Fernglas vielleicht drei, vier Känguruhs und sonst nichts. Das hatten wir auf Raymond Island aber wesentlich beeindruckender. Als wir fast schon wieder aufbrechen, werden wir von einer älteren Dame angesprochen und bekommen erklärt, dass die Tiere zwischen 11 Uhr und 15 Uhr schlafen würden. Davor und danach sei auf dem Platz wesentlich mehr los. Schade, aber wir haben keine Lust, hier bis 15 Uhr zu warten und brechen daher wieder auf.

Im weiteren Verlauf schmiegt sich die Straße direkt ans Meer, dessen Farbe irgendwo zwischen hellblau und türkisgrün liegt. Wir fahren an schönen weißen Sandstränden vorbei und kommen nach einiger Zeit nach Aires Inlet. Hier biegen wir von der Great Ocean Road, um uns etwas umzuschauen. Unser erster Stop ist der kleine Dorfteich, auf den es sich eine komplette Trauerschwanfamilie mit Mutter, Vater und fünf schon relativ großen Jungtieren gemütlich gemacht hat. Nachdem die Tiere ausgiebig für unsere Kameras posiert haben, fahren wir ein kleines Stückchen weiter zum Leuchtturm von Aires Inlet. Vom Parkplatz aus führt ein kurzer Weg zu dem eleganten weißen Gebäude, ein schmalerer Trail führt weiter in Richtung Steilküste.


Leuchtturm von Aires Inlet.

Hier befindet sich ein allein stehender Felsen im Wasser, der ganz entfernt an den Haystack Rock in Oregon erinnert. Im Gegensatz zum ersten Teil unserer Reise zwischen Sydney und Melbourne ist hier wesentlich mehr los und der Anteil von Deutschen unter den Touristen ist erstaunlich hoch. Das merkt auch ein kleiner Junge, der Katharina anspricht, und sie auf Deutsch fragt, ob sie Deutsch spreche. Als sie wahrheitsgemäß mit "Ja" antwortet - eine Antwort, die er wohl nicht erwartet hatte - erschrickt der Junge und läuft wortlos weg.


Blick von Aires Inlet entlang der Küste nach Westen.


Allein stehender Felsen bei Aires Inlet.

Kurz hinter Aires Inlet kommen wir an einem Monument für die Great Ocean Road und ihren aufwendigen Bau vorbei: Über der Straße ist ein schlichter Holzbogen errichtet, daneben befindet sich eine Statue von zwei Arbeitern mit Spitzhacken und Schubkarre. Die beiden haben ihre Militärjacken (komplett nachgebildet mit Orden und Rangabzeichen) über einen Felsblock gelegt, um am Bau der Straße mitzuwirken.


Holzbogen und Statue für Bauarbeiter an der Great Ocean Road.

Einige Kilometer später, in Lorne, biegen wir ab, um uns die Erskine Falls anzusehen. Diese schönen Wasserfälle sind über eine etwa acht Kilometer lange Nebenstraße und einen Trail zu erreichen. Entlang des Trails gibt es zwei Viewpoints auf die Wasserfälle, wovon der untere der wesentlich beeindruckendere von beiden ist.


Die Erskine Falls.

Ehe wir wieder auf die Great Ocean Road zurückkehren, machen wir in Lorne noch einen Abstecher zum so genannten Teddys Lookout. Dieser bietet einen schönen Blick auf den weiteren Verlauf der Küstenstraße, wie sie sich ganz knapp am Meer an einen Berghang klammert. In Anbetracht dieses Anblicks lässt sich erahnen, welcher Aufwand für den Bau der Straße betrieben werden musste und warum man für die Fertigstellung 14 Jahre benötigte.


Blick vom Teddys Lookout.

Im weiteren Verlauf der Straße folgt ein toller Ausblick auf das tosende Meer und die abenteuerliche Streckenführung auf den nächsten. In Kennett River - dabei handelt es sich lediglich um eine Ansammlung von ein paar Häusern, biegen wir auf die unasphaltierte Grey River Road ab. Diese führt am Ortseingang nach links und dann gewunden auf einen mit Eukalyptusbäumen bewachsenen Hügel hoch. Hier soll man gut Koalas beobachten können. Wir sind skeptisch, zumal wir die Anzahl von Gravel Roads die wir mit dem Spaceship befahren, so gering wie möglich halten wollen. Nach gut zwei Kilometern - wir haben immer noch keine Koalas gesehen - beschließen wir, auszusteigen und uns zu Fuß umzuschauen. Wir schauen hoch und finden gleich im ersten Baum neben dem Auto einen trägen und Eukalyptusblätter in sich stopfenden Koala. Wir laufen etwas herum und finden in einem Umkreis von maximal 50 Metern um das Auto sieben Koalas, die entweder schlafen oder fressen. Eines der Tiere hockt relativ niedrig im Baum. Wir bleiben längere Zeit stehen und beobachten es. Der Koala lässt sich durch unsere Anwesenheit nicht im Geringsten stören. Das schönste an diesen Beobachtungen ist, dass dieser Punkt scheinbar relativ unbekannt ist und wir daher völlig alleine bei den Tieren sind. Interessanterweise ist die Suche nach Koalas Übungssache: Bei der Rückführt nach Kennett River entdecken wir aus dem Auto heraus noch zahlreiche Tiere, die wir bei der Hinfahrt noch übersehen haben. Das letzte hängt direkt in Kennett River ziemlich unübersehbar in einem Baum.


Koala an der Grey River Road bei Kennett River.

Die Fahrt entlang der Great Ocean Road verläuft in der Folge wie gehabt. Besonders gut gefällt uns der Aussichtspunkt bei Cape Patton, kurz vor Apollo Bay. Apollo Bay ist die letzte Ortschaft bevor sich die Straße für fast 80 Kilometer von der Küste entfernt und im Landesinneren verläuft. Im Verlauf dieser 80 Kilometer befindet sich direkt am Meer der Otway National Park. Wir decken uns mit Nahrungsmitteln ein und fahren dann weiter.


Blick vom Cape Patton aus.

Im Otway National Park verläuft eine Stichstraße zur Cape Otway Lightstation. Diese verläuft sehr kurvig durch dichten Eukalyptuswald. Hier entdecken wir in den Baumwipfeln wieder jede Menge Koalas. Allerdings ist hier deutlich mehr los als auf der Grey River Road und fast jeder Koala ist von einem Pulk fotografierender Touristen umgeben. Daher halten wir nur noch sporadisch an, fast interessanter finden wir ein größeres landschaftlich genutztes Feld an linken Straßenrand, auf dem es sich eine größere Herde Känguruhs gemütlich gemacht hat. Wir beobachten diese Tiere ausgiebig - das ist ein mehr als würdiger Ersatz für die Mittagsschlaf haltenden Tiere auf dem Golfplatz von Angelsea. Für eine Besichtigung der Cape Otway Lightstation sind wir leider knapp zu spät, wir sehen noch, wie der Leuchtturmwärter die Tore schließt. Daher schauen wir uns den Leuchtturm nur von einen über einen kurzen Trail aus zu erreichenden Viewpoint aus der Entfernung an.


Känguruh auf einer Wiese an der Straße zur Cape Otway Lightstation.

In Lavers Hill wollen wir tanken und eventuell auch übernachten. Leider erklärt uns der Wirt des Pubs, dass er sowohl Tankstelle als auch Campground schließen musste. Das ist blöd, vor allem, da sich unsere Tanknadel schon im letzten Viertel befindet. Wir fahren dennoch - wie geplant - zu den Triplet Falls, knapp 20 Kilometer abseits der Great Ocean Road. Hier führt ein kurzer Trail zu mehreren Aussichtspunkten auf die sehr schönen Wasserfälle. Als wir wieder zurück am Spaceship sind, dämmert es schon.


Die Triplet Falls.

Über Lavers Hill fahren wir nun weiter zum Melba Gully (benannt übrigens nach derselben Sängerin, von der auch der Pfirsich Melba seinen Namen erhalten hat). Auf dem Parkplatz des Parks kochen wir uns ein Abendessen und machen uns dann - nun ist es schon sehr dunkel - auf, den Madsens Track abzulaufen. Im Prinzip führt dieser Weg durch Regenwald zur Anne's Cascade und zum Big Tree. Diese beiden Sehenswürdigkeiten interessieren uns nun aber nur am Rande, denn wir wollen etwas anderes sehen. Der Melba Gully ist nämlich berühmt für seine Glühwürmchen. Wir laufen einen Teil des Trails ab und schalten dann unsere Lampen ab. Es dauert einige Zeit, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, doch dann sind wir überwältigt: An feuchten Punkten direkt am Wegesrand, typischerweise der Bereich unterhalb von Farnblättern, sitzen jede Menge Glühwürmchen und leuchten leicht pulsierend. Teilweise erinnert das Ganze an den Sternenhimmel. Ein fantastisches Erlebnis.

Als wir nach längerer Zeit zurück am Auto sind, haben wir aber ein Problem: Laut Parkbroschüre dürfen wir hier nicht im Auto übernachten, an der Great Ocean Road darf man das sowieso nicht (das wird angeblich teilweise auch streng kontrolliert). Lavers Hill ist ja auch ausgefallen und der Campground in Johanna Beach ist nicht kompatibel mit unserem nun besorgniserregend leeren Tank, da wir eine gehörige Strecke doppelt fahren müssten. Also machen wir uns langsam und vorsichtig in Richtung Princetown auf. Das sind knapp 30 Kilometer durch dunklen Wald, wir erwarten hinter jeden Baum ein auf die Straße und vor unser Spaceship hüpfendes Känguruh. Die Einfahrt zum Campground in Princetown ist zum Glück nicht mit einer Schranke versehen, so dass wir uns auch zu dieser späten Stunde noch eine Unpowered Site aussuchen können. In die abgeschlossenen sanitären Anlagen kommen wir zwar nicht rein, aber das können wir morgen nachholen, wenn wir die Übernachtung bezahlen.

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