09.09.2022: Udine - Grado - Wünderlich

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09.09.2022: Udine - Grado
Zum ersten Mal im Verlauf unserer Reise ein nur mittelmäßiges Frühstück. Aber was hier zählt, ist hauptsächlich die Lage. Interessanter ist sowieso wieder der Wetterbericht, welcher leider noch schlechter ausfällt, als gestern. Aber da müssen wir durch und vielleicht haben wir ja wieder Glück. Aktuell tröpfelt es jedenfalls nur ein wenig.

Kurz nachdem wir Udine verlassen haben, der Radweg führt hier entlang der SP37 nach Süden, nimmt der Regen aber wieder deutlich zu. In den Außenbezirken der Ortschaft Pradomano gibt es daher eine erste Pause unter ein paar halbwegs regendichten Bäumen, neben uns auch einige andere Radler. Wir warten nicht ab, bis der Regen komplett aufhört – das hat heute keinen Sinn. Südlich von Pradomano geht es – etwas verwirrend ausgeschildert – auf einen nun sehr nassen Feldweg weiter und hier sind wir wieder sehr froh um unser GPS-Gerät.

Im Folgenden geht es auf schönen kleinen Sträßchen weiter in Richtung Süden. Woran wir uns hauptsächlich erinnern, ist aber der immer stärker werdende Regen. In Santo Stefano Udinese reicht es und wir stellen uns – gemeinsam mit einem anderen Radler – gegenüber der Kirche für eine Weile unter.

In Tissano, nur noch etwa 22 Kilometer von Grado und damit dem Ende der Tour entfernt, passiert das Unglück: Dirk bleibt bei langsam wieder schwächer werdenden Regen stehen, um ein Gebäude zu fotografieren, Katharina fährt langsam weiter und verpasst eine Abzweigung. Dirk folgt beim Weiterfahren der Ausschilderung und wundert sich, dass er auch nach einiger Zeit immer noch alleine (bzw. zu zweit, da er ja den Anhänger zieht) unterwegs ist. Also anhalten und Katharina per Handy kontaktieren. Das klappt aber nicht wirklich, wenn das anzurufende Telefon ausgeschaltet ist. Also wieder zurückfahren, und rausfinden, was und wo genau passiert ist. Zum Glück bemerkt Katharina ihren Irrtum bald und noch bevor Dirk wieder nach Tissano zurückkommt, treffen wir uns wieder.

Tissano ist nicht mehr weit von einer Ortschaft entfernt, auf die wir uns sehr gefreut haben, und zwar Palmanova. Dieses Städtchen – heute ein UNESCO-Weltkulturerbe - wurde erst Ende des 16ten Jahrhunderts von den Venezianern gegründet und sollte die größte Festungsstadt Veneziens werden, hauptsächlich mit dem Zweck der Verteidigung gegen die Türken. Diese Aufgabe hat die Stadt zwar nie erfüllt, aber heute gibt es in der absolut kreisförmig angelegten Ortschaft einen fast zwei Hektar großen Hauptplatz, der zwar prima als Exerzierplatz geeignet gewesen wäre, aber in einer Stadt dieser Größe (in Palmanova leben etwa 5500 Einwohner) heute leicht überdimensioniert wird. Als wir noch etwas nördlich durch die Regenschauer rollen, streichen wir schon die Besichtigung von Palmanova aus dem Programm. Aber da passiert das Wunder: Der Regen hört nahezu schlagartig auf, in Santa Maria di Longa zeigen sich schon größere Wolkenlücken und dann ist der Himmel auf einmal komplett wolkenlos.

Wir rollen durch ein historisches Stadttor nach Palmanova hinein und dort dann das kurze Stück zum zentralen Platz mit seinem riesigen Flaggenmast. Hier gibt es eine lange Pause zum Abtrocknen, Imbiss machen und herumtollen. Es ist auch sehr schön zu sehen, wie jede Menge Leidensgefährten ankommen und in etwa dasselbe Programm in Angriff nehmen. Naja, zumeist ohne das herumtollen, denn einen vergleichbar jungen Passagier wie Alex haben wir im gesamten Verlauf des Alpe Adria Radwegs nicht getroffen. Er hat auf jeden Fall noch immer riesigen Spaß an der ganzen Geschichte.

Südlich von Palmanova ist die Landschaft nun absolut eben und es geht relativ eintönig weiter in Richtung Süden. Einzig Cervignano del Friuli sieht noch recht interessant aus; hier hätte es auch noch einige Möglichkeiten zum Einkehren oder Einkaufen gegeben. Einige Kilometer weiter, in Aquileia, gibt es alte Römerruinen. Wir haben keinen längeren Aufenthalt geplant und nun ist es aufgrund der zahlreichen Regenunterbrechungen zu spät, noch spontan ein Museum oder etwas ähnliches zu besuchen. Umso erfreuter sind wir, als wir nördlich der Stadt eine direkt neben dem Radweg gelegene Ausgrabungsstätte finden, das alte römische Forum. Trotz der späten Zeit nahmen wir uns viel Zeit. Es gefällt uns sehr gut und Alex will fast nicht mehr in den Anhänger steigen – das allererste Mal im Verlauf der Reise.

Weiter nach Süden kommt bei Belvedere eine leichte Rechtskurve und bald darauf rollen wir auf der langen Matteotti-Brücke, welche das Festland mit der Insel verbindet, auf welcher Grado liegt. Wir haben endlich das Meer erreicht, sind überglücklich und genießen den Blick nach links und rechts auf das Wasser und nach vorne Richtung Grado. Dieses wirkt auf den ersten Blick sehr touristisch, aber schon am alten Hafen müssen wir den Eindruck leicht revidieren. Na klar, es handelt sich um eine touristisch geprägte Ortschaft, aber nicht um eine völlig gesichtslose Bettenburg, wie es sie nicht weit entfernt zur Genüge gibt. Am Hafen finden wir ein sehr schönes Endschild vom Alpe Adria Radweg: Eine Art virtueller Bilderrahmen, der an den Rändern die Route samt Höhenprofil zusammenfasst. Man kann sich nun in den Rahmen stellen und vor dem Hintergrund des schönen alten Hafens fotografieren lassen. Leider befindet sich Alex aktuell im tiefsten Nachmittagsschlaf, so dass wir einfach symbolisch den Anhänger mit ins Bild nehmen.

Unser Hotel befindet sich keine 50 Meter entfernt. Zwar nimmt der Anhänger einen großen Teil vom winzigen Fahrradraum in Beschlag, aber ansonsten ist alles gut. Nach ausgiebigen frisch machen schauen wir uns kurz die Stadt an. Unser vorher schon leicht positiver Eindruck wird verstärkt, als wir eine schöne Fußgängerzone und viele historische Gebäude finden: der Dom beispielsweise stammt ins einer heutigen Form weitestgehend aus dem Jahr 579. Zudem gibt es jede Menge repräsentativer Häuser aus der Zeit, als die Stadt noch „Görz“ hieß und zu Österreich-Ungarn gehörte.

Abendessen gibt es in einem netten kleinen Restaurant nicht weit vom Hotel entfernt. Wir starten im mit einer Markise überdachten Außenbereich, werden aber recht bald nach innen gescheucht, als ein sintflutartiger Wolkenbruch fast die Markise zum Einstürzen bringt. Aktuell ist das wirklich ein komisches Wetter hier. Bevor wir ins Hotel und damit ins Bett gehen, gibt es noch in der direkt benachbarten Eisdiele einen hervorragenden Nachtisch.

Tageskilometer: 59.0 km, Gesamtstrecke: 584 km


Porta Aquileia in Udine. Noch ist der Himmel blau...


Piazza Grande in Palmanova


Forum von Aquileia


Auf dem Damm nach Grado
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