03.09.2022: Sankt Johann im Pongau - Bad Gastein - Wünderlich

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03.09.2022: Sankt Johann im Pongau - Bad Gastein
Bei nicht ganz so schönem Wetter wie gestern - aber es ist trocken - geht es nach einem guten Frühstück wieder los. Ein kurzes Stück in Richtung der Liechtensteinklamm, dann auf einem abenteuerlichen Schotterweg recht steil hinab zur Salzach, wo wir wieder den Alpe Adria Radweg erreichen. Wir rollen zwei Kilometer entlang des Flusses bis in die Ortschaft Schwarzach, wo wir unsere Getränkevorräte für den Tag auffüllen. In Schwarzach knickt der Radweg für ein kurzes Stück nach Süden ab und verläuft dann mehr oder weniger in westliche Richtung durch die Flanken der südlich vom Salzachtal aufragenden Berge. Die Steigung ist machbar, immer um die zehn Prozent, im ersten Teil vielleicht etwas mehr, aber mit dem Anhänger kommt Dirk gut ins Pumpen und Katharina muss mehrmals warten. Das ist etwas, was sie von unseren bisherigen Radtouren zu zweit überhaupt nicht kennt.

Am Speichersee Brandstatt ist der scheinbar höchste Punkt erreicht. Es ist schon wahr, dass es in der Folge erst mal nicht mehr viel höher geht. Aber stattdessen geht es nun lustig bergauf- und bergab weiter, so dass wir bei netto gleichbleibender Höhe weiter gut Höhenmeter kurbeln. Hier gewinnt der rechts unterhalb des Radwegs liegende Talboden mit der großen B311 stetig an Höhe, was dazu führt, dass wir gefühlt sogar an Höhe verlieren. Letztendlich führt der Radweg wieder entlang der großen Straße auf einer Brücke über die aus dem Gasteiner Tal fließende Gasteiner Ache. Direkt hinter der Brücke geht es durch zwei Tunnel, einen kurzen und einen langen, ins Gasteinertal. In diesen Tunneln verläuft der Radweg sehr schmal entlang der Straße. Wir rollen hinter zwei etwas langsameren Radlern her und verstehen die Dame nicht wirklich, die sich im langen Tunnel wild klingelnd an allen vier hintereinanderfahrenden Rädern inklusive Anhänger vorbeidrückt.

Nun noch ein kurzer Tunnel mit separater Radweg-Röhre und dann sind wir endgültig im Gasteinertal angekommen. Das Ganze wirkt deutlich alpiner als das Salzachtal vorher und direkt vor uns sehen wir das Talende mit den hohen Bergen des Alpenhauptkamms. Hier werden wir heute und morgen vor und in Bad Gastein noch gut Höhenmeter gewinnen, ehe wir mangels Alternativen die wirklich hohen Berge per Bahn unterqueren werden. Aber zunächst geht es, stetig aber sehr flach ansteigend, im Gasteinertal nach Süden. In Dorfgastein finden wir einen netten Imbiss, der leider aber noch geschlossen hat. Naja, dann decken wir uns halt ersatzweise im örtlichen Supermarkt mit Zutaten für ein Picknick ein. Direkt hinter der Ortschaft gibt es einen tollen Erlebnisspielplatz mit riesiger Rutsche und auf Schienen fahrbarer Bergwerkslore. Das Ganze liegt zwar nicht ganz direkt am Radweg, sondern an einem Stichweg und ein bisschen bergauf, aber es ist den kleinen Abstecher wert. Wir verbringen viel Zeit und genießen es, hier zu sein. Einzig der Blick auf den immer dunkler werdenden Himmel trübt die Freude ein bisschen.

Der Radweg führt im weiteren Verlauf zumeist abseits der großen Straße und über Felder sowie durch mehrere hübsche kleine Ortschaften. Kurz vor Bad Hofgastein geht es ganz kurz direkt an der Straße, durch die Ortschaft selber dann wieder abseits von dieser. Bad Hofgastein hat einen netten Ortskern, aber das ganze Drumherum wirkt, als hätte es vor einigen Jahrzehnten schon einmal bessere Zeiten erlebt. Direkt in der Innenstadt findet gerade eine Art Trachtenvorstellung statt, was uns zu einem kleinen Umweg zwingt, welcher aber unseren generellen Eindruck von der Stadt auch nicht wirklich verbessert. Wir stocken noch in einem Supermarkt unsere Vorräte auf, ehe es weiter in Richtung Kötschachdorf und Badbruck geht. Der Radweg löst sich nach etwa einem Kilometer wieder von der großen Straße und verläuft dann wunderschön entlang der Gasteiner Ache. Hier beginnt es nun endgültig zu regnen. Nicht wirklich schlimm, aber so stark, dass wir in Badbruck anhalten und den Regenschutz vom Anhänger montieren.

Bei dem, was nun kommt, ist ein wenig Kühlung von oben aber definitiv nicht verkehrt: zu dem Stück Radweg zwischen Badbruck und Bad Gastein findet man im Internet unterschiedliche Angaben zur Steigung, welche von 15 % über 18 % bis zu weit über 20 % reichen. Das Ganze zwar nicht auf einem dezidierten Radweg aber auf einem nicht sehr stark befahrenen kleinen Sträßchen, so dass es niemanden stört, als es kommt, wie es kommen muss: Das Gewicht das Radanhängers ist so groß, so dass Dirk zweimal absteigen und schieben muss. Das steilste Stück kommt kurz vor der Nikolauskirche und danach können wir - zwar sehr langsam - den restlichen Anstieg nach Bad Gastein in Angriff nehmen. Alles deutlich weniger problematisch, als befürchtet - vor allem nach den etwas übertreibenden Erzählungen, die sich Dirk von Kollegen hat anhören dürfen. Dennoch ist es frustrierend, wenn man schiebend von E-Bikern überholt wird und sich Kommentare anhören darf wie "Sie schieben schon?".

Die Ortschaft Bad Gastein muss man erlebt haben: am steilen Talabschluss kleben jede Mange historische Gebäude, hauptsächlich Hotels, deren Baustil man am ehesten als Jugendstil oder Art Deco beschreiben könnte. Hindurch fließt die Gasteiner Ache und stürzt über mehrere Wasserfälle in die Tiefe. Der Gesamteindruck ist einigermaßen absurd. Zudem auch ein wenig morbid, denn den meisten Gebäuden ist anzusehen, dass die besten Zeiten der Ortschaft schon ein wenig her sind, grob geschätzt waren diese irgendwann in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts. Unser Hotel ist einer der beschriebenen alten Kästen, von jungen Leuten aufgepeppt, beispielsweise mit Grafittimalereien von Sissi und Kaiser Franz im Inneren. Das Zimmer, insbesondere das Bad, hat zwar etwas leicht museales, aber wir haben im Verlauf von früheren Reisen schon deutlich abgefucktere Unterkünfte gehabt. Wir machen noch einen Spaziergang durch die Ortschaft, suchen ein Lokal zum Abendessen und gehen dann ins Bett.

Tageskilometer: 38.1 km, Gesamtstrecke: 282 km


Rückblick ins Salzachtal auf Schwarzach


Der letzte Tunnel auf dem Weg ins Gasteiner Tal


Im Gasteiner Tal


Fast schon oben in Bad Gastein angekommen
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